Ein bisschen was darf ja auch im Lockdown getrunken werden. Und wenn Stimmungsaufhellung von Nöten ist, dann richtet man den Blick vielleicht nicht gerade in den österreichischen November. Sondern in südlichere Gefilde. Was uns zum heutigen Drink bringt, der Italien pur ist. Wenn auch nicht das der Strand-Cafés, die momentan vielleicht auch nicht Saison haben. Aber immerhin bringt uns der „Negroni Sbagliato” nach Mailand und Asti. In der einen Stadt wurde er erfunden, in der anderen bezogen wir eine der drei Zutaten. Denn Bartender des Vertrauens flüsterten gerne vom „Cocchi Americano“, wenn es um Bitterliköre für ihre Cocktails ging.
Doch Giulio Cocchi, der 1891 in den Kreis der Likörerzeuger aufstieg, die ab der italienischen Unabhängigkeit – und dem Wegfall der Zollschranken – boomten, hat noch mehr kreiert. Unter anderem entwickelte er in seiner Bar an der Piazza Alfieri auch einen Wermut. An der Quelle für einen gespriteten Wein, wie das technisch heißt, saß er ja. Asti war damals wie heute Hochburg des fruchtbetont-süßen Muskats („moscato“). Und so hat sein „Storico Vermouth“ auch weniger herbe Kante, sondern eine abgerundete Fruchtigkeit. Was ihn wiederum als ideale Zutat für einen Drink ausmacht, der auch jenen schmeckt, die sonst mit bitteren Aromen ein bisserl fremden. Anders gesagt: Auch wem ein klassische „Negroni“ (den auch der Gin herber macht) nicht schmeckt, könnte dennoch Freude mit einem spritzigen „Negroni Sbagliato“ haben.
Heute ist das Haus in Asti eine Familienunternehmen, dem Roberto Bava vorsteht, der an die große Zeit von Giulio Cocchi andockt. So hat er nicht nur den Barolo Chinato (wir schrieben hier über diese speziell piemontesische „Medizin“) forciert. Auch den historischen Vermouth di Torino wieder an die Bars zu bringen, war ihm ein Anliegen. Und mit eben diesem Getränk lässt sich auch der Negroni Sbagliato mixen. Umso mehr, als die Familie Bava ja auch Wein und Spumante, also Schaumwein, erzeugt.
Der prickelnde Wein ist das Um und Auf eines „Sbagliato“, dessen Legende es will, dass sich in der Mailänder Bar Basso Anno 1972 Mirko Stocchetto beim Mixen in den Flaschen irrte und statt dem Gin eben Schaumwein verwendete. Und siehe da – das Ergebnis schmeckte nicht „verpatzt“ (was „sbgaliato“ heißt), sondern ergab einen frischen Drink, den nicht nur Italiener als Aperitivo lieben. Doch schauen wir uns die DNA des Cocktails doch einfach einmal an.
Negroni Sbagliato
Zutaten:
5 cl Cocchi Storico Vermouth di Torino
5 cl Campari
7,5 cl Prosecco Spumante Brut
Orangenscheibe
Zubereitung:
Einen Tumbler (geht aber auch im Weinglas) zur Hälfte mit Eis füllen. Cocchi Vermouth und Campari zugeben und kurz kalt rühren. Mit dem Schaumwein auffüllen und noch einmal mit dem Löffel sanft rühren – eigentlich eher nur die Eiswürfel anheben. Wir wollen ja nicht die „bubbles“ rausrühren! Mit der Orangenscheibe garnieren.
Das Mischverhältnis kann man wunderbar seinem persönlichen Gusto anpassen. Grundsätzlich sollte es mindestens der Negroni-Rezeptur 1:1:1 entsprechen. Wer es leichter mag, nimmt mehr Spumante – die 7,5 cl sind ein verträglicher Mittelwert. Und weniger Alkohol als der klassische „Negroni“ hat der Mix mangels Gin ohnehin.
Bezugsquelle:
Cocchi, Storico Vermouth di Torino ist um EUR 19,90 (0,75 Liter-Flasche) bei BeerLovers zu haben, www.beerlovers.at