Damilano gehört zu den historischen Namen im Barolo-Gebiet. Zwar begann 1890 Giuseppe Borgogno mit dem Weinbau, schon die nächste Generation trug mit Giacomo Damilano den Namen unter dem heute auch die Urenkel des Gründers im Piemont Wein erzeugen. Das Filet-Stück unter den 53 Hektar Weingarten von Mario und Paolo Damilano sowie ihrem Cousin Guido ist ihr Anteil am Cannubi-Hügel, der sich unterhalb des Dorfes Barolo entlang der Provinzstraße nach Alba erstreckt.
Geologisch macht ihn die Mischung aus feinem Sand mit Tonmergel und einem erhöhten Kalkgehalt (samt Spuren von Magnesiumoxyd und Mangan) einzigartig in der Umgebung. Der nach Süden bzw. Südosten gerichtete Cannubi ist somit mit einem lockeren, aber mineralreichen Untergrund für die Nebbiolo-Trauben ausgestattet. Zwei der 15 Hektar der legendären Lage befinden sich im Besitz der Damilanos, weitere acht Hektar konnte die Familie pachten. Der aktuelle Jahrgang des „Barolo Cannubi“ – es ist der 2013er – stammt aus einem anfangs wenig günstigem Jahr. Doch dem langen Regen im Frühjahr folgte ein heißer und bis in den Herbst hinein warmer Sommer, sodass später als sonst gelesen wurde (Beginn am 16. Oktober). Es wurden aber „perfekt reife und absolut gesunde Trauben“, so der Önologe Alessandro Bonelli.
Vorsichtig spricht man im Piemont auch von einem großen Jahrgang, die Frühform des aktuellen „Barolo Cannubi“ spricht jedenfalls für einen eleganten und würzigen Sortenausdruck. 24 Monate in großen Holzfässern (5 bis 10.000 Liter) und ein Jahr Flaschenreife hat der Wein hinter sich und allmählich öffnet er sich im Glas. Es ist aber nach wie vor ein Wein, dem man zuhören können muss. Kein lautstarker Schwadroneur kommt da aus der Langhe, eher ein subtil seine Pointen setzender Typ mit Understatement, über dessen Zwischentöne und ungesagte Sätze man ins Grübeln kommt.
Das beginnt bereits im Geruch, der von der Walderdbeere und dem Kirsch-Marzipan der frisch geöffneten Flasche mit Luft immer „heller“ wird. Da denkt man dann weniger an Beeren bei diesem Nebbiolo, sondern an Nektarinen. Die andere Seite stellt der würzige Charakter dar, der irgendwo zwischen frischem Majoran, Thymian und einem Trüffel-Jus hin und herschwebt. Die Würze kommt auch im Kostschluck als erstes, danach legt sich die Maulbeeren-Saftigkeit dunkel und gerbstoff-satt auf den Gaumen. Das jugendliche Tannin wird aber von einer deutlichen Dosis Thymian begleitet und nimmt sekündlich ab.
Dann setzen sich die frischen, fast säurigen Akzente von Zitruszesten und Himbeeren durch. Die tun sich in diesem Alter noch schwer gegen die Wucht des Holzes und der 14,5% AlkoholBezugsquelle. Doch gerade ihre Intensität stellt sicher, dass der „Cannubi“ perfektes Lagerpotential aufweist. „Kommt nach dem Gerbstoff Frucht, egal welche, egal ob man sie mag, dann wird der Wein große Zukunft haben“. So erklärte letztens Willi Balanjuk in einem Satz, was langlebige Weine ausmacht. Für den jüngsten Jahrgang von Damilano ist hier nichts hinzuzufügen, sondern schlicht ein Häkchen zu setzen. Und die Trinkreife abzuwarten.
Bezugsquelle:
Cantine Damilano, „Cannubi“ 2013 ist um EUR 69,90 beim Piemont-Spezialisten „Barolista“ erhältlich, www.barolista.at