152 Jahre und eine Tradition, die sich in der ikonischen Werbung (Typographie, Flaschenform, Plakate) äußert, schützen nicht vor Innovationen. Wobei jetzt dahin gestellt sei, ob Trendgetränke irgendwo an der Bar „entstehen“ oder von Marketingabteilungen ersonnen wurden. Denn, was schmeckt, setzt sich auf Dauer durch, was beim Gast durchfällt, bleibt dort zwar vielleicht stehen, wird aber halt nicht bestellt. So einfach ist es manchmal und bei Campari weiß man das auch. Schließlich kann selbst der verunsichertste Hochzeits-, Tauf- oder Geburtsttagsfeier-Gast „Campari-Orange“ sagen, wenn der Kellner nach Aperitif-Wünschen fragt.
Denn wir sind halt kein Land, das die l’heure d’aperitif oder die „blaue Stunde“ zelebriert, wogegen in mediterranen Ländern die Stunde des Amaros – der meist gar nicht so bitter ist, sondern ordentlich Zucker enthält – schlägt. Nun hat man beim italienischen Klassiker – seit 1862 änderte sich weder die Farbe, noch das Rezept des Kräuterlikörs (25%) aus angeblich 86, leider geheimen Wurzeln, Kräutern, Gewürzen und Früchten – einen neuen Drink präsentiert. Über den Schildlaus-Farbstoff reden wir heute nicht, auch wenn gerade die knallrote Färbung einen nicht unwesentlichen psychologischen Grund für Bestellungen, vor allem an der sommerlichen Theke, darstellt.
Ob der neue Mix aus Mailands Bars das Zeug zum Klassiker hat, wird sich weisen, zwei Fans hat er schon, den Wiener Neustädter Gastwirt, den sie „Milano“ nennen, denn schließlich heißt auch der Drinks so. Und das Trinkprotokoll, denn man kann nicht genug herbe Cocktails kennen. Schließlich gilt hier auch das Starren ins Nichts, mit lediglich einem Schüsserl Chips und einem Negroni oder Americano am Tisch vor uns, als Inbegriff des gepflegten Einstiegs in den Abend. Aber wir schweifen ab; dem alten Prinzip folgend, bringt der Campari Milano nämlich zwei nicht ganz, aber doch deutlich bittere Bestandteile zusammen und verleiht ihnen mit einer kräftigen Dosis Sprudel Frische. Für Prosecco-Verweigerer funktioniert das übrigens auch mit Mineralwasser, man müsste es aber dann Vichy-Milano oder so nennen.
Milano
3 cl Campari
3 cl Cranberry-Saft
9 cl Prosecco
frische Minze
Campari und Cranberrysaft auf Eis im Glas verrühren, mit Prosecco aufgießen und mit Minze garnieren. Das Mischverhältnis (1:1:3) funktioniert auch mit größeren Mengen. Schließlich kann man ja auch in der „blauen Stunde“ mal mehr Durst haben.
Bezugsquelle:
Campari ist im Einzelhandel sehr gut erhältlich, zum Beispiel bei Spar um EUR 15,59, www.weinwelt.at