Sie haben es also wieder gemacht. Die vier Mühlviertler Braumeister Johannes Leitner (Braucommune Freistadt), Markus Thaller (Hofstetten), Reinhard Bayer (Stift Schlägl) und Biersommelier-Weltmeister Karl Schiffner haben wieder ihre Biere gebündelt. Wie schon im Vorjahr wurde eine „Cuvée“ aus dem Schlägler Stiftsbräu, Hofstettens „Granit“, dem „Champions Bitter“ aus Schiffners Biergasthaus und dem Freistädter „Rotschopf“ erstellt. Die Ähnlichkeit mit der Flasche des Erstlings (lediglich der Aufdruck „Edition 2018“ unterscheidet sie) darf aber nicht täuschen; „die Edition 2018 ist eine komplett neue Mischung“, so Bierviertel-Obmann und Hofstetten-Bräu Peter Krammer. „Vor allem das „Champion Bitter“ ändert sich bei jedem Sud, da hier immer andere Hopfen-Sorten verwendet werden“, plaudert er aus der Schule – mehr über das Mischungsverhältnis ist aber auch dieses Jahr nicht zu erfahren.
Nun, einen Teil der Wahrheit schmeckt man auch, wenn man die Kostnotizen aus dem Vorjahr zur Hand hat (danke, Internet, hier stehen sie!). Denn damals war die Malzsüße ausgeprägter, das „flüssige Brot“ gewann damals nicht zuletzt wegen dieser Charakteristik auch unseren Bier-trifft-Leberkäse-Test. Von der damaligen Malzigkeit blieb in der neuen Edition nur eine Schwundstufe, nämlich sehr zartes Karamell. Doch der Reihe nach: Die 2018er Bierviertel-Cuvée drehte farblich noch mehr Richtung Kastanienbraun mit Kupfer-Stich, im Duft startet sie würzig mit Noten von röstigem Toastbrot und Piment. Ein Hauch Erdnuss-Schale und etwas Zitrusfrucht (Orangenschale und Bergamotte-Öl) ergänzen das Potpourri.
Der Antrunk beginnt mit der dezenten Malzigkeit, wieder mengen sich Fruchtakzente – konkret roter Apfel und Orange – in den Geschmack. Den mittleren Gaumen regiert eine an Nusskuchen erinnernde Mischung dieser beiden Aromen, ehe das Finish dem „Champions Bitter“ gehört. Die bitteren Noten sind hier aber nicht hopfig-grün im engeren Sinne, sondern erinnern ebenfalls an herbe Nusshaut. Das komplexe Bier holt auch Craft Beer-Skeptiker ab, nie steht der Hopfen im Vordergrund, die Süffigkeit ist aber gegeben, auch dank der 5,5% Alkohol, die ein verhältnismäßig vollmundiges Bier begleiten.
Ein Tipp noch: Besonders schön lässt sich mit dieser Mühlviertler Bier-Melange und der Serviertemperatur experimentieren. Während die bittere Seite im kühleren Bereich deutlicher hervortrifft, wirkt die Cuvée malziger und vollmundiger, wenn man etwas wärmer einschenkt. Wer sagt denn, dass sich nur die vier Brauer bei diesem Bier „spielen“ dürfen?
Bezugsquelle:
Bierviertel, Cuvée „Edition 2018“ ist um EUR 7,90 (6×0,33 Liter-Flasche) in den Brauereien Hofstetten, Schlägl und Freistädter erhältlich, www.freistaedter-bier.at