Das Beast aus der Whisky-Hauptstadt Schottlands, Dufftown, ist natürlich nicht die Dame am Galeriebild. Georgina „Georgie“ Bell ist aber die Beauty dazu. Leider sind die Zeiten vorbei, als man bei ihr in der Bar einen Drink ordern konnte. Jetzt sorgt sie als Markenbotschafterin dafür, dass das Wissen über den erstmals in Österreich erhältlichen Whisky wächst. Mortlach hielt man für zu schade zum Blenden (u. a. kam er bei Johnnie Walker zum Einsatz). Immer schon etwas weniger weich als andere Speyside-Malts, erhielt er den Beast-Spitznamen genau dafür.
„Rare Old“ – Shortbread zum Trinken
Den Einstieg in die Mortlach-Welt stellt der „Rare Old“ dar, der gänzlich ohne Altersangabe auf den Markt kommt. Vier verschiedene Fassarten, darunter neben neuen und gebrauchten Bourbonfässern auch Sherry Casks („für die Süße“, so die süße Georgie), geben ihm das Profil. Geröstete Haselnüsse, Jod und Bitterschokolade sowie ein Hauch von Bergamotte zeigen schon im Duft, dass man es hier nicht mit den weichen Speyside-Vertretern zu tun hat. Erst mit etwas Luft kommt eine Vanillenote dazu, die die maskulinen Aromen ein wenig besänftigt.
Am Gaumen wirkt der „Rare Old“ dazu vergleichsweise mild und rund, Bitterorange, etwas Jod und ein insgesamt an die ebenfalls aus Schottland stammenden Shortbread-Kekse erinnerndes Gesamtbild sind die ersten Eindrücke. Im Finale dominiert der weisse Pfeffer, ehe die Bitterschokolade den Gaumen auskleidet.
Wildfleisch-Safterl: 18 years
Jod, ein Anflug Zigarettentabak, vor allem aber eine bitter Orange und eine bittere, schokoladige Note, die beim 18-Jährigen Mortlach an Kakao-Nibs gemahnt, ergeben ein ähliches Duft-Gerüst wie der „Rare Old“. Allerdings geht der Malt mit der Altersangabe deutlich in Richtung „umami“ (konkret: getrocknete Tomate). Am Gaumen findet sich diese Komponente als Fleischsaft-Note wieder. „Wildfleisch“, präzisiert Georgie Bell und hat recht. Dazu kommt eine an „Schwarzwälder Kirsch-Torte“ erinnernde Fruchtigkeit-cum-Schoko. Scharf, beinahe an Knoblauch erinnernd, klingt der 18-jährige Malt aus. Der Nachgeschmack ist lange und wärmend. Insgesamt merkt man die Verwandtschaft der beiden Mortlachs, vor allem in der Nase ist der „Hausstil“ erkennbar.
Der Nasen-Whisky: 25 years
Diese Familienähnlichkeit verbittet sich der Patriarch. Der 25-jährige Mortlach steht da außen vor. So hat schon lange kein Whisky mehr gerochen. „Georgie-Darling, shut up, please, and let me just smell it“, hatte letztens ein britischer Kollege, äußerst uncharmant gebeten. Zumindest den Wunsch-Teil können wir nachvollziehen, analog zum Nasenwein wäre das hier im Glas ein Nasen-Malt: Expressive Fruchtigkeit (Mango und Ananas) eröffnet, dazu kommen kühlere Noten wie alter Kamillentee und Mandelmilch, vielleicht auch Kerzenwachs. Aber die Noten blitzen auch in völlig andere Richtungen; Kokos, Kreuzkümmel und Kirschblüte finden sich in der Nase.
Die Komplexität am Gaumen muss da fast zurückstecken, reichhaltig und cremig im Mundgefühl bringt der „Mortlach 25 yrs.“ Gianduja-Schoko mit, die dominierende Frucht ist der leicht säuerliche Weingartenpfirsich, gegen Ende frischen die Kräuter nochmals auf. Ob der von Hersteller Diageo kolportierte Preis von umgerechnet 750 Euro für den halben Liter (!) ihn für die Bar empfiehlt, muss die persönliche Einkommenssituation entscheiden. Gekostet sollte man ihn jedenfalls haben. Oder zumindest geschnüffelt.
Bezugsquelle:
Mortlachs „Rare Old“ ist um EUR 64,90 (0,5-Liter Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich; für den 18-Jährigen und den Mortlach 25 yrs. wurde noch kein Verkaufsdatum genannt, www.weisshaus.at