Julia und Georg Weber feiern Jubiläum – die Bayern haben in der Maremma den fünften Jahrgang ihres „Supertuscan“ Monteverro vom gleichnamigen Weingut gefüllt. Der französisch inspirierte Blend aus dem Örtchen Capalbio macht nicht nur Matthieu Taunay Freude, der seit 2009 für Weingarten und Keller verantwortlich ist. „Der Betrieb hat in nur fünf Jahren Riesenschritte gemacht hat“, meint der Herr über die 30 Hektar Rebfläche in der südlichen Toskana. Nachdem wir im Vorjahr bereits den „kleinen“ Bruder, die Sangiovese-dominierte Cuvée Verruzzo verkosten durften, liegt auch bei uns eine gewisse Spannung in der Luft…
Der Blend aus gleichen Teilen, nämlich jeweils 35%, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc erhält von 25% Merlot Fruchtschmelz, die 5% Petit Verdot sind nicht nur als Gewürz bzw. Verneigung nach Frankreich zu sehen. Wie bereits Federico Giovanetti, der für die Familie Zonin das Maremma-Weingut Rocca di Monte Massi führt, Trinkprotokoll.at sagte (hier nachzulesen): „Petit Verdot paßt außerordentlich gut in die Gegend“. Und tatsächlich finden sich zwei der Sorten-typischen Aromen trotz des kleinen Anteils in der Cuvée im Duft: Veilchen und Minze. Doch wir greifen vor.
2012, das Jahr aus dem das aktuelle Flaggschiff des Hauses stammt, war ein ungewöhnlich trockenes Jahr in der Toskana. Bis März fiel nur ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge, die Weintrauben fielen entsprechend kleinbeerig aus. 17.127 Flaschen gibt es von diesem Monteverro, eine entsprechende Selektion des Leseguts sorgt für die verhältnismäßig kleine Menge des unfiltriert abgefüllten Prestigeweins.
Das Auffälligste an ihm ist aber das, was man nicht riecht: Die 24 Monate im Barrique (80% davon erstmals gebraucht!) haben im Duft keinerlei Spuren hinterlassen. Im Gegenteil, die Frische mancher Eindrücke lässt staunen. Minze etwa, knackig wie in einem Mojito, riecht man. Aber auch eine deutliche Veilchennote ist da, etwas Leder und ein markanter, anfangs aber nicht klar zu benennender Geruch. Erst allmählich und in der Diskussion dieses ungewöhnlichen Duftes wird klar, dass es tatsächlich nach Räucherstäbchen riecht aus dem Glas. Und die Frucht? Natürlich, nicht zu knapp machen sich dunklen Beeren-Töne bemerkbar, vor allem saftige Brombeere notieren wir.
Die Eleganz des Mundgefühls lässt erneut staunen, so jung, so lang im Holzfass und doch so seidig kommt der 2012er auf den Gaumen. Fruchtsüße folgt auf den Fuß, Granatapfel pur und etwas Cranberry sind aber nur die Ouvertüre. Denn unmerklich erst, dann aber immer deutlicher entwickelt der Monteverro eine dunkle Kraft, Tinte und herbe schwarze Beeren sind zu merken. Dass Tannin, das ebenfalls erst gegen Ende seine Muskeln spielen lässt, blitzt aber eben nur so viel auf, dass man seine Präsenz merkt. Denn insgesamt wirkt der Wein wunderbar elegant und belohnt (schon jetzt!) mit einem langen Finish.
Was macht einen großen Roten aus?
An diesem Vertreter der Maremma kann man nicht nur das Potential der Region für große Rotweine erkennen; er zeigt auch, was wirklich große Weine ausmacht. Nicht uniformes Abfüllen eines jährlich annähernd gleichen, massen-tauglichen Geschmacksbildes, so gefällig das vordergründig auch sein mag, ist die Richtschnur. Die Tiefendimension, das minütliche Aufblitzen neuer Facetten, unterscheidet die obersten 10% des Rotwein-Angebots eben vom Rest. Dass dabei dennoch eine eigene Handschrift gepflegt wird, stellt keinen Widerspruch dar. Nur folgt sie den jährlichen Gegebenheiten des Weingartens und modelliert sie sich nicht Prokrustes-Bett-artig im Keller zum „Haus-Stil“ zurecht. Ob es sich dabei um bretterharte und Holz-betonte „Geduldsspiele“ oder weichgespülte „Schmeichler“ handelt, bleibt dabei einerlei, denn Überraschungen bieten beide Varianten nicht.
Was nicht heißt, dass es keinen Spaß macht, derlei zum rechten Zeitpunkt zu trinken – die Klasse dieses Monteverro hingegen erschließt sich im unvoreingenommenen Blindtest ganz offensichtlich. Der Maremma-Blend hat auch seinen Preis, allerdings bietet er dafür quasi auch zwei Weine, so wie er zwischen Finesse und Kraft hin und herpendelt. Eine echte Empfehlung!
Bezugsquelle:
Monteverro Srl Società Agricola, Cuvée „Monteverro“ 2012, ist um EUR 106 bei ViDeli erhältlich, www.videli.de