In Rekordzeit hat sich der Traum von Georg Weber konkretisiert: Topweine im Süden der Toskana, konkret in Capalbio, zu erzeugen. 2003 startete der Bayer, mittlerweile gehörenihm insgesamt 50 Hektar, davon sind 27 mit Reben bestockt. Dreistellig wird der Spitzenwein des Hauses gehandelt, wie das Gut heißt er Monteverro. Der Blend aus den Bordelaiser Sorten (Merlot, Cabernet franc, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot) hat die Bekanntheit in der Weinwelt hergestellt, nun legt man mit einem Einstiegswein namens Verruzzo nach.
Benannt nach einem kleinen Wildschwein, dem Maskottchen von Monteverro, wurde die Kompetenz bei den „Franzosenreben“ mit einem Schuss Sangiovese erweitert. So ist der Merlot im Verruzzo 2012 mit 40 Prozent vertreten und Garant für die Weichheit, je 25 Prozent entfallen auf die beiden Cabernets-Sorten 10% samt Rassigkeit steuert die toskanische Sorte Sangiovese bei. Nach dem biologischen Säureabbau wurde der Verruzzo in gebrauchten Barriques (immerhin 500 stehen ja zur Verfügung im Fasskeller) neun Monate ausgebaut. Und es wäre nicht die Toskana, wenn nicht noch Flaschreifeung anschlösse – drei Monate, um genau zu sein.
Doch genug des Rapportierens der „schieda technica“. Wenden wir und der sinnlichen Seite zu; imDuft erinnert der Einsteiger aus Capalbio an eine Pralinenwerkstatt: Vanille-Obers-Bonbons, Milchschokolade, eine würzig unterlegte Weichsel und sogar Marzipan sorgen für eine Vorfreude auf die italienische Begegnung. Erwartungsgemäß umschmeichelt der Toskaner zunächst den Gaumen, samtig und weich hüllt einen roter Apfel ein, ehe sich über den Umweg einer röstigen Note (Maroni-Schale) die würzige Seite des Verruzzo zeigt. Der Lorbeer und die Küchenkräuter werden im Abgang von einer Espresso-Welle weggespült, die einen kräftigen Schlussakkord setzt. Ein Wein, den man sich wünscht, wenn die Bistecca Fiorentina aufgetragen wird. Oder einfach zum Dahinsüffeln am Abend, wenn man doch noch die Jacke rausholt, um mit Freunden ein wenig länger im Freien sitzen bleiben zu können.
Nicht vergessen sollten Freunde des PLV-Weins (steht für: Preis-Leistungsverhältnis) auf den Vermentino, einziger Weisser des Guts neben einem Chardonnay. Der erinnerte in der Blinprobe an Weinviertler Veltliner, was für einen Italo-Weissen nahe am Höchstlob liegt. Den entweder ist es zu heiß, womit die Weissen „breit“ werden, oder es wird ganz früh geernetet, um Frische zu erhalten, was aber dann belanglose Leichtweine ergibt. Ausnahmen – der weiße Etna vom Vulkanboden und die teils grandiosen norditalienischen C0llio und Carso-Weine etwa – bestätigen diese enttäuschende Regel. Dass die feine Mineralik des weissen Monteverro daher dem toskanischen Boden entspringt, überraschte die Runde. Der 2013er duftet nach Honigmelone und Weingartenpfirsich, die gelben Früchte komplettiert eine Apfelnote, die mit etwa Luft immer intensiver hervortritt. Saftig und mit der schon erwähnten zarten Mineralik, die ihn neben der Limettenzeste und frischer Kiwi aromatisch trägt, zeigt sich der erste Schluck vom Vermentino. Dabei ist er kein reiner Spaßwein, das Bananenmark verleiht geschmackliche Dichte, womit ein weiterer überraschender Wein aus dem deutsch-toskanischen Hause stammt. Diesmal am unteren Ende der Preisskala, wo man sich als Konsument doppelt (PLV eben) freut.
Bezugsquelle:
Monteverros „Verruzzo“ 2012 bzw. der „Vermentino“ 2013 sind um EUR 15 bzw. EUR 14 bei Wein Art Wolf erhältlich, www.weinart.at/online-shop/