Endlich geschafft! Lange erzählte mir die burgenländische „Slow Food“-Protagonistin Kerstin Rohrer von dem besonderen Wein, der im heimatlichen Lutzmannsburg von ihrer Familie gekeltert wird. Was lange währt, wurde endlich gut. Ich hatte meine Audienz beim Alten Haider aus dem Mittelburgenland. Doch ehe es so weit war, wollten wir ja auch wissen, wie die Basis, der 2011er Blaufränkisch, aussieht. Ein Wein der Kategorie „What you see is what you get“: Nase und Gaumen im Gleichklang, sortentypisch, roter Apfel und junge Kirschen, die aber hier wirklich überdeutlich und frisch aus der Flasche kommen. Ein feiner Einstieg, der den Gaumen wach macht, zumal es in Riesenschritten deutlich fordernder werden sollte.
Der nächste Blaufränkisch, sehr lange als rote Spätlese angeboten, nennt sich „Sunplugged“ und wurde mit 21 Grad Klosterneuburger Moostwaage gelesen. Der Franzose würde den Duft mit „fruits mûrs“ beschreiben, wir aber sind im Mittelburgenland und dürfen bei den reifen Früchten auch ausführlicher werden: Weichsel und Kornelkirsche stimmen auf einen fast fleischigen Wein ein. Die Wucht des Extrakts täuscht, schwerer als 13,5% Alkohol ist der im großen Holzfass gereifte „Sunplugged“ nämlich nicht. So eigenwillig dieser sonnenverwöhnte Lutzmannsburger auch sein mag, die Ungeduld treibt uns zum nächsten Glas. Der Alte Haider wartet.
So nennt sich die 60 Ar große Lage, die burgenlandweit Berühmtheit genießt, da hier die 1906 gesetzten Reben in Ertrag stehen. Seit 2000 baut ihn Hans Rohrer, dessen Großvater (der Herr am Schwarz-Weiss-Bild) den Weingarten erworben hat, als eigenen Lagenwein aus. 2011 wurde daraus ein Wein, der allen Freunden des „New Blaufränkisch“ schmecken dürfte, wie man die eleganten, in den letzten Jahren international viel beachteten Interpretationen der Sorte nennt. Weniger von Frucht und Säure getragen, erinnern dunkle, auch leicht bittere Aromen wie Kakao, Graphit und etwas Oregano daran, dass wir hier einen quasi natürlich verdichteten Sorten-Ausdruck vor uns haben. Die Säure, auch in der Nase nur leicht in Noten wie Cranberry und Balsamico merklich, wird zusehends mehr in den Hintergrund treten, je länger man dem Alten Haider, pardon: gefüllt heißt er „1906“, Zeit gibt. Bereits jetzt beeindruckt die Länge und die ätherische Art, mit der er langsam verdämmert.
Ein Besuch am Weingut empfiehlt sich nicht nur dieses Weins und der angebotenen Picknicks wegen. Hier, so versichert Kerstin Rohrer, gibt es den „1906“ nämlich auch noch aus dem Jahrgang 2008. Ein Wein, der – ohne Barrique-Einsatz – Rumtopf-Noten, Orangenschale, Schwarztee und Nougat in die Nase zaubert. Am Gaumen erweist sich der 200er als immer noch jugendlich, eine zarte Extraktsüße und die Dichte verbindet ihn mit dem so ganz anders gelagerten 2011er, Mokka im Finale rundet einen Blaufränkisch ab, der auch in fünf Jahren noch Freude – etwa zu einem Wildragout – machen wird.
Bezugsquelle:
Weinbau Hans Rohrer, Blaufränkisch 2011, ist um EUR 5, der Blaufränkisch „Sunplugged“ 2011 um EUR 8 bzw. der rare Blaufränkisch „1906“ 2011 um EUR 15 ab Hof erhältlich, www.rohrerwein.at