Es war in jeder Hinsicht eine Ausnahme, die Michael Malat in Salzburg einschenkte. Ort des Geschehens war Andreas Senns spektakuläres Restaurant im Gusswerk, wo man generell gerne gereifte Weine ausschenkt, „gerne auch in der Glas-weisen Weinbegleitung“. Der Wein selbst nennt sich „Große Reserve“ und passt eigentlich nicht so in die aktuelle Architektur der Malat-Weine, die als ÖTW-Gründungsmitglied die Herkunft vulgo Lage akzenturiert. Was heute „Große Reserve“ heißt, war eine bis in den Jahrgang gepflegte Variante von Riesling und Grünem Veltliner, die damals unter der Bezeichnung „Best of….“ Gefüllt wurde. „Mein Vater wollte zeigen, was mit der jeweiligen Sorte möglich war“, schilderte Malat die ursprüngliche Motivation.
Technisch handelte es sich damals schon um die Auswahl der reifsten Trauben aus allen Rieden des Kremstaler Betriebes, als eine Riedencuvée-Selektion. Offenbar hatte dieser Ansatz auch seine Fans, denn aber 2015 änderte Michael Malat Name und Stil, die grundsätzliche Art („jede Traube fünf Mal anzusehen, um die schönsten zu sammeln“) blieb aber auch als „Große Reserve“ erhalten. Eben diesen ersten Jahrgang verkosteten wird – und zwar vom Riesling.
Wobei: In einer Blindprobe hätte man vielleicht nicht gleich darauf getippt. Insofern steht hier auch der Stil über der (gemischten) Herkunft, womit die 2015er „Große Reserve“ irgendwie doch wieder – und zwar als Kontrapunkt – zum rechtlichen Sortiment passt. Der Ausbau im großen Holz rundet den Wein nur ab, dem kräftigeren Riesling passt dies recht gut. Mango und Holunderblüten sind die ersten nasalen Eindrücke, dahinter kommen Honiggebäck-Noten und ein an Karamellkekse anklingender Geruch, der auf das Fassholz (in diesem Fall ist es Akazie statt der landläufigen Eiche) hinweist.
Dem Duft nach stellt man sich den 2015er, den es wie alle „Großen Reserven“ nur als Magnum gibt, fruchtiger vor. Für die Gepflogenheiten der Malats sind die rund 4,5 Gramm Restzucker aber fast schon süß, wobei dieser Weintypus das gut verträgt. Das gilt auch für etwas Luft im Glas. Erstens kommt dann die Pfirsichhaut im Duft klarer zum Vorschein, womit man dann doch auch im „Blindflug“ bei einem Riesling landet.
Sehr saftig, wie ein Biss in eine Nektarine, fällt auch die erste Bekanntschaft am Gaumen aus. Und hier ist dann auch das „Zweitens“ anzumerken. Denn auch die Säure des 2015ers braucht ein wenig, um gleichsam auf Touren zu kommen. Dann aber schneidet sich durch das üppige Geflecht das Mango und Pfirsich gebildet haben und weist einen Weg: mehr davon in die Kehle, bitte!
Dazu trägt auch der zarte Gerbstoff bei, den die Traubenhäute als Rest-Stufe hinterlassen haben. Denn auch wenn es diese Ausnahme „chez Malat“ gibt, soll auch hier das Trinkanimo stimmen. Und „Zug“ hat die erste der „Großen Reserven“ allemal. Gut, dass es sie auch in „groß“ alias Magnum gibt!
Bezugsquelle:
Weingut Malat, Riesling „Große Reserve“ 2015 ist um EUR 95,- (Magnum) in Restmengen ab Hof bzw. im Webshop des Weinguts erhältlich, www.malat.at