Der Herbert, den ich schon 15 Jahre nicht gesehen habe, müßte jetzt hier sein! Größter lebender Sting-Fan, der er ist, würde er die Weine des 66-jährigen Gordon Matthew Sumner wahrscheinlich wie eine Monstranz schwenken. Denn Sting singt nicht nur von der „Message in a bottle“, produziert auch solche auf seinem Toskana-Weingut. Auf 350 Hektar treibt der Sänger seit 1999 Bio-Landwirtschaft, bekannter als das Olivenöl oder Getreide des ehemaligen Adelsguts „Il Palagio“ bei Florenz sind aber die Weine. Meistens auch nach den „Greatest Hits“ des Sängers benannt, hat sie der Grazer Alexander Andreadis exklusiv nach Österreich geholt. Michael Grossauer vom „El Gaucho“ am Rochusmarkt hat er schon überzeugt, weshalb wir uns dort durch die Weine aus dem Chianti-Gebiet kosten.
Die Devise, die Andreadis ausgibt, ist klar: „Vor allem muss der Wein muss gut sein“. Denn der Händler hat sich auf bekannte Namen spezialisiert – Jarno Trulli, Jean Alesi oder Francis Ford Coppola führt er auch – doch der „Celebrity“-Faktor sollte nicht das einzige Verkaufsargument darstellen. Schließlich will man ja mehr als den einmaligen Verkauf aus Neugierde. Wie alle schlagen sich die Flaschen-Botschaften des ehemaligen „The Police“-Mannes?
Der Einstieg in die Rotwein-Welt heißt „Message in a Bottle“ (gibt es auch in Weiß) und duftet nach Zwetschken, Bitterschokolade, schwarzen Oliven und etwas Thymian. Die dunkle Aromatik im Duft wird am Gaumen weniger röstig, hier paaren sich kühlere Beeren-Töne mit der Säure des Sangiovese. Die saftige Heidelbeer-Brombeer-Mischung sorgt für einen ordentlichen Zug am Gaumen, der Wein passt herrlich zum Steak, das man im El Gaucho dazu reicht. Ein echter Pop-Star, hier findet man eingängige „Melodie“, aber auch wenig auszusetzen.
Ähnlich gefällig – und auch im Preis ident – ist der Bio-Chianti aus Stings Weingut. Der „When we dance“ hat die gesetzlich vorgeschriebenen 85% Sangiovese im Blend überschritten, nur 5% Canaiolo und Colorino ergänzen die Toskana-Sorte schlechthin. Im Ergebnis ergibt das einen nach Maulbeere, Cassis und Darjeeling-Tee riechenden Wein, der auch holzige Würze und Kakao aufweist. Der Kostschluck beginnt fruchtsüß mit intensiven schwarzen Ribisln und Sauerkirschen, in die sich auch Gewürznelken verwoben haben. Diese Basis nimmt an würziger Fahrt auf, ab dem mittleren Gaumen sind es die Säure des 2015ers und die Kräuternoten, die die Regie übernehmen.
Fruchtcharme auch beim Flaggschiff: „Sister Moon“ 2013
Aus der „Il Palagio“-Oberliga gibt es dann einen 2014er Jahrgang, der auf den Namen „Casino delle vie“ getauft wurde. Hier ist die Cassis-Liebe von Sting und/oder seinem Kellermeister am deutlichsten, der Duft bringt expressive Johannisbeer-Noten mit sich. Zart buttrig und mit einer blättrig-würzigen Komponente (am ehesten: Basilikum) wird dieser Fruchtcharme begleitet. Wenig überraschend steht auch der Beeren-Schmelz am Beginn des Geschmackseindrucks dieses 13% Alkohol starken eins. Das seidige Mundgefühl nach Cassis bekommt aber einen würzigen Schleier, aus dem sich klarer dann Zimtrinde, schwarzer Pfeffer und eine leicht animalische Note (Fleischsaft) schälen. Immer würziger wird dieser 2014er „Casino delle vie“, im Rückgeschmack dominiert das Würzig-Fleischige.
Mit einem 2013er beschloss Alexander Andreadis die Sting-Probe; der „Sister Moon“ bringt mit seinen 14,9 % Alkohol fast 1,5% mehr mit als der 2012er. Die Reife dieses Jahrgangs äußert sich auch im Duft: Tinte, dunkler Beeren-Mix (wieder am „lautesten“ darunter die Johannesbeeren), Bleistift-Spitzer und etwa „Earl Grey“-Tee. Samtig und saftig nimmt sich das Mundgefühl des Blends aus, der aus jeweils 45% Sangiovese und Merlot sowie 10% Cabernet besteht. Bei aller (Beeren-)Fruchtigkeit fällt das gut eingebundene Tannin – nach zwei Jahren im Barrique – und die elegante Würze des Weins auf. Bei „Il Palagios“ Flaggschiff mischen sich Veilchen-Anklänge mit einem animierenden grünen Pfeffer, der im Finish ein schönes Spiel mit den Tanninen und der Frucht liefert. Je länger er am Rochusmarkt im Glas ist, desto feiner wird diese Tiefendimension. Kurz: Großer Wein für das große Glas! Und zum Soundtrack braucht man wohl nicht extra was zu sagen…
Bezugsquelle:
Il Palagio, „Message in a bottle“ 2015 und der Chianti Classico „When we dance“ 2015 sind um jeweils EUR 14,40 erhältlich, die Cuvée „Casino delle vie“ um EUR 24 und der „Sister Moon“ 2013 um EUR 44, alle im „Sting“-Webshop, www.sting.wine