Die Welt der Spirituosen hat eine recht deutlich wahrnehmbare Trennlinie gezogen zwischen „dark spirits“ und klaren Bränden, die nicht im Fass lagerten. Doch so ganz eindeutig, wie manche die Welt gerne hätten, ist es auch hier nicht. Denn die meisten „Blanco“-Tequilas sind entfärbt und sehen sehr wohl auch Fässer von innen. Und selbst Gin lagert gerne eine Zeit, ehe er auf den Markt kommt. In der Regel zwar in Stahlbehältnissen, aber dennoch – auch diese „helle“ Spirituose reift nach. Nicht, dass sie dem Edelstahl Aromen entzöge wie bei einem Eichenfaß („on the Rost“ statt „on the rocks“ würde auch nicht schmecken); doch die Harmonie der Geschmäcker, die die destillierten „Botanicals“ (Wurzeln, Gewürze, Früchte, Blätter) einbringen, profitiert vom „Rasten“.
So weit die Wahrheit hinter der „hellen“ Welt. Doch längst findet man auch Gins, die bewusst – wenn auch für kurze Zeit – in Fässern gereift werden. Der Grad zwischen dominantem Holzgeschmack und der Erfrischung, die ein Gin darstellen soll, ist aber schmal. „Over-oaked“, wie es die Weinkenner nennen, soll unser Wacholder ja bitte nicht sein. Monkey 47 kann derlei zumindest semantisch eh nicht passieren. „Over-mulberried“ könnte der jüngste Streich aus dem Schwarzwald allenfalls sein. Denn die verwendeten Fässer sind in diesem Falle nicht aus Eiche und auch deutlich kleiner als die gerne verwendeten Barriques – in der Pfalz wurden 110 Liter-Fässer aus Maulbeer-Bäumen gefertigt.
Wie auch die Akazie zählte der Baum zu den üblichen Fass-Hölzern. Mittlerweile findet man beide selten. Doch genau solche Handwerksgeschichten und historische Reminiszenzen liebt Alexander Stein als „Monkey 47“-Gründer. Und die Aromatik gibt ihm durchaus recht. Der „Barrel Cut“ bringt nämlich immer noch den Wacholder klar zum Vorschein. Er ist eine der Duft-Noten, die sowohl mit, also auch ohne Eis im Glas dominant bleibt. Gut so, schließlich wollen wir Gin und keinen Pseudo-Whisky!
Der Signature Serve, also die empfohlene Servier-Art des „Barrel Cut“, erfolgt mit Eis. Dann wird der 47%-ige Gin plötzlich zu einer Melange aus Blaubeeren und Zitronenschale; Kräuter wie Melisse und Piment kommen im Duft durch, aber auch Orangen. Der neue Schwarzwälder schmeckt auch deutlich anders in der Version mit leichtem Schmelzwasser: Kumquats zum Auftakt, etwas Sternanis, vor allem aber eine schöne, immer dezente Note von Brombeeren und ein insgesamt schön abgerundeter „body“ durch das Maulbeer-Fass wären hier zu nennen.
Auch im Pur-Genus ohne Eis bleibt jedenfalls das cremige Mundgefühl des Schwarzwald-Gins bei der Fass-Version erhalten. Etwas Erdnuss ist zu schmecken, kühle Beerentöne und ein malziger Touch, der an Reis-Cracker erinnert, ergänzen den Wacholder. Was nach exotischen Aromen klingt, begleitet aber nur den kräftigen Gin-Charakter. Denn der wesentliche Vorzug bei dieser klaren Spirituose aus dem Fass – instinktiv fragen Gin-Liebhaber: Braucht’s das? – ist die sanfte Abrundung durch das Holz. Nie überlagert die Sekundäraromatik der 110-Liter-Maulbeer-Gebinde den Wacholder.
Die 20.000 Flaschen der limitierten Abfüllung eröffnen so eine neue Art des Gin-Trinkens. Wer sie perfekt auskosten will, für den gibt es parallel zum G&T-Tonbecher mit dem Affen nun auch eine Edelversion aus Mousselin-Glas – und die stammt aus Wien. J. & L. Lobmeyr, der ehemalige Hof-Lieferant in Sachen Glaswaren, hat einen Tumbler entwickelt. Der Entwurf des Studio Mark Braun bringt nicht nur 47 (ah, die Zahl der Botanicals!) eingeschliffene Linien mit. Am Boden des Glasses sitzt auch der kleine Affe. Handwerk mit Witz also auch hier bzw. „eine Mélange of stylish indulgence und Wiener Schmäh”, wie es Alexander Stein selbst nennt. Wir sagen nur: Küss die Hand, Schwarzwald-Gin!
Bezugsquelle:
Monkey 47, „Barrel Cut” (0,5 Liter-Flasche) ist um EUR 43,20 bei Vinorama erhältlich, www.vinorama.at
Lobmeyr, Tumbler kosten im Doppelpack EUR 89,90 beim Monkey-Kiosk, www.monkeykiosk.com