Der Scheinwerfer-Kegel richtet sich heuer besonders auf eine Hamburger Getränkemarke. Zum einen hat das Design der Gatsby-Flasche den renommierten iF Design Award erhalten. Zum anderen wurde die Inspiration des Gins 100 Jahre. „The Great Gatsby”, der Roman zum “Jazz age” wurde am 1925 zum gewaltigen Erfolg des Autors F. Scott Fitzgerald. Ein großer Teil entstand während seiner Militärzeit nahe Louisville, weshalb auch das lokale „Seelbach Hotel“ in der Story um Daisy und Jay eine Rolle spielt. Whiskey wird zwar getrunken, doch Mr. Gatsby lobt auch den servierten „Gin Rickey“, den ihm Tom Buchanan im Haus der Familie in East Egg serviert: „They certainly look cool“. Und aufgrund der Hitze, aber auch der Dramaturgie in Roman-Kapitel 7, trinken alle vier Anwesenden „in long, greedy swallows“.
Dass man große Züge des Gins nimmt, hoffen auch die Gatsby-Macher, die gestartet sind, als der Hype der Spirituose schon am Abflauen war. „Gin bleibt ein global relevanter Milliardenmarkt mit stabiler Nachfrage“, glaubt Konstantin von zu Mühlen an die Zukunft eines Premium-Produkts. Daher hat man auch bei der Qualität nicht gespart, was auch die Flasche des Gins signalisiert. „Exklusivität und eine starke Markenstory“, die für den Mitgründer der Marke zählen, gaben aber auch den Inhalt vor. Denn Gatsby nutzt Marc de Champagne als Basis.
Das Destillat wird zwar nicht jedem bekannt sein. Technisch wird wohl „der Champagner-Gin“ haften bleiben. Und der Kniff, den Tresterbrand zu verwenden, erlaubt auch das ansonsten strengst kontrollierte (um nicht zu sagen: eingeklagte) Wort „champagne“ am Label.
Dass der Gin nach dem exklusiven Schaumwein schmeckt, ist natürlich auszuschließen. Doch wie funktioniert das Rezept, das sich auf sieben Aromageber („botanicals“) stützt. Die sehr klassische Mischung von Koriander, Engelwurz, Süßholz, Zitronen und Orangen zum Wacholder wird um Kurkuma erweitert. Und geschmacklich ist der in den Niederlanden bei Herman Jansen (Schiedam) destillierte Gatsby auch „very British“ – fernab von Aromaexzessen – ausgefallen. Die herbe Seite zeigt der Duft mit Kurkuma und Gurkenschale schon beim ersten Schnuppern. Ein gutes Zeichen, zumal auch der Wacholder klar erkennbar ist!
Eine grasig-herbale Note besitzt der Hamburger Gin auch; sie geht mit ihrer grünen Frische, in der auch waldige Noten (Pinie) mitschwingen, in einen Akkord von Weißem Pfeffer über. Intensiv und dabei auch recht viskos lässt sich Gatsby dann im Mund an. Der Alkohol von 44,8% vol. äußerst sich dabei eher als pfeffrige Geschmacksnote, denn als schiere Stärke (oder gar Spritigkeit!). Kaum Frucht, dafür viel Struktur, liefert diese Botanical-Mischung. Dieses „no nonsense“-Rezept ließe sich auch mit Champagner aufgießen, betonen die Macher.
Wir testeten dennoch mit Tonic Water (von Three Cents) und stellten den schon knackigen Charakter fest. Das herb-süße Spiel zeigt dann auch die Orange im „Gin&Tonic“ deutlicher. Nicht zuletzt akzentuiert sie die bitteren Nachklänge dieses Longdrinks. Schön, nach Verirrungen wie Yuzu-Tangerine- oder Speck-Meerrettich-Flavours mal einen klassischen Gin im Glas zu haben.
Bezugsquelle:
House of Gatsby, „The Gatsby Gin“ wird um EUR 49,95 (0,7 Liter-Flasche) direkt im Webshop der Hamburger Company angeboten, www.house-of-gatsby.com