Claudia Papayianni hat viel geweint. Und das hat nichts mit den griechischen Staatsfinanzen zu tun, sondern mit den Hindernissen am Weg zu ihrem Traum von der eigenen Winery. Das war allerdings vor 2006. Heute zitiert sie Nietzsche („Was mich nicht umbringt,…“) und führt stolz durch den hypermodernen Bau in Arnea. Wir befinden uns in Nordgriechenland, etwas oberhalb der Halbinsel Chalkidike, und es wird nicht Retsina oder Mavrodaphne gereicht. Lokale Sorten wie Xinomavro, der in den internationalen Blends mit Cabernet, Syrah oder Merlot verschnitten wird, oder der weisse Malagousia stehen im Mittelpunkt. 130.000 Flaschen werden auf 650 Metern Seehöhe gefüllt.
Die 45-jährige Tochter einer Hoteliersfamilie exportiert rund 30% ihrer Produktion, der dänische Kronprinz bekam letztens ein Kisterl, was ihrem Lebensgefährten Tom, Botschafter des skandinavischen Landes, zu danken war. Momentan stockt der Export, vor allem deutsche Großhändler stoppten die Verhandlungen. Das liegt an der (Währungs-)Politik, denn die Qualität passt. Selbst die französische Sorte Viognier fühlt sich recht wohl in der ansonsten von Schafzüchtern, Imkern und Käseproduzenten bevölkerten Gegend. Eine halbe Million Flaschen würde Papayianni gerne produzieren, vor allem der weisse Topwein „Alexandra“, ein reinsortiger Malagousia, besitzt entsprechende Nachfrage.
Wie schmeckt der nach der Tochter des Hauses benannte Wein? Die „Eiszuckerl“-Note der Kaltvergärung sticht beim Jahrgang 2011 gleich zu Beginn in die Nase und überlagert die feineren Aromen wie Ringlotte, Birne und Mango. Vor allem die Gewürz-Kräuter-Mischung, bestehend aus Muskat, Nelke und Koriander, entwickelt sich erst mit der Zeit. Am Gaumen wechseln sich die grün-frische Säure und die mit sechs Gramm Restzucker unterlegte Frucht – reife Birne, Stachelbeere – ab. Ein feines Bitterl im Finish ergänzt das Spektrum um einen weiteren Akkord. Etwas ungewöhnlich, aber in jedem Fall trinkanimierend und eine Werbung für den griechischen Weinbau abseits geharzter und picksüßer Weine.
Bezugsquelle: Claudia Papayianni, „Alexandra 2011“, € 14,70 beim Grazer Spezialhändler http://winesfromgreece.com