Individualität ist angesagt in der Bar-Welt. Der Distinktionsgewinn, wie Soziologen das Abheben von der Masse durch exklusive Unterschiede nennen, kann aber nur bedingt geliefert werden, wenn man eine Weltmarke darstellt. Denn dafür jedes Quartal eine neue Abfüllung auf den Markt werfen, spielt es nicht. Bei Maker’s Mark in Kentucky allerdings hat man einen Weg gefunden, persönliche Vorlieben in das gewaltige Warehouse voller Bourbon einzubringen. Denn der Standard-Whisky wird durch die spezielle Lagerung zum Einzelstück. Das „Private Reserve“- Programm stellt den Schlüssel dazu dar und nützt zudem die üblichen 200 Liter-Barrels. Angepasst wird das Innenleben – ein wesentlicher Faktor für den späteren Geschmack der Fass-Stärken-Abfüllung. Und das dürfen all jene, die für eine Spezial-Edition eingeladen werden.
Wiens Bar-Community, die lose, aber hochprofessionell organisierte Gruppe der Bartender der Stadt, hatte dieses Privileg. Was sie daraus machte, kann man nun verkosten – wenn auch in äußerst limitierter Flaschenanzahl. Denn ein einzelnes Whisky-Fass gibt nun einmal nicht viel mehr her als rd. 280 Flaschen. Und einige davon gingen schon einmal für die Präsentation drauf – gut so, denn damit wissen wir, wie der Wiener Exklusiv-Bourbon geworden ist.
Als Abgesandte der Wiener Bar-Szene begaben sich Oliver Horvath vom Kleinod und Roberto’s-Gründer Roberto Pavlovic-Hariwijadi nach Loretto/Kentucky. Beide sind schließlich auch für ihre „Old Fashioneds“ bekannt – und ohne Bourbon gibt es diesen Klassiker schließlich nicht. Dass man überhaupt ein Fass individualisieren kann, liegt an einer Neuheit, die „Maker’s Marks“ Rob Samuels vor drei Jahren präsentierte (unsere Nachlese steht hier) – der „46“. Bei diesem Whisky sorgten zusätzliche Dauben aus französischer Eiche für einen extra Würzekick.
Die aufrecht stehenden Dauben werden zu einer Art Fass-im-Fass gebunden, es ist ein innerer Ring, der zehn Holzstäbe („staves“) umfasst. Während beim „Maker’s Mark 46“ alle aus einem Holz stammen, lässt sich die Belegung dieses Eichen-Straußes im Bourbonfass aber auch anders konfigurieren. „Fünf Holzarten hatten wir zur Auswahl“, erinnert sich Herbert Reinhardt vom Exklusivhändler der Wiener Edition, Del Fabro & Kolarik, ebenfalls mit von der Partie in Kentucky:
- Baked American Pure
- Seared French Cuvée
- Toasted French Spice
- Roasted French Mocha
- Maker’s 46 (ebenfalls franz. Eiche)
Die einzelnen Hölzer wurden mit ihrem geschmacklichen Einfluss auf den Whisky (kein Rechtschreibfehler: als eine der wenigen Familien in Kentucky schreiben die Samuels nicht „Whiskey“!) verkostet. Geworden sind es neben den Rotwein-Eichen aus dem „46“ dann „Seared French“- und die extra getoasteten „Roasted French Moka“-Dauben. Letztere sind als einzige des Quintetts mit Rillen versehen und bieten eine noch größere Oberfläche für den Fassinhalt. Gebogen wurden sie mit Infrarot-Licht anstelle von Dampf oder offenem Feuer. Es ist also weniger Rauch im Spiel, dafür mehr „Holzgeschmack“. Doch vergessen wir die physikalischen Nerd-Details – wie schmeckt die Wiener „Private Reserve“?
Grundsätzlich überrascht es nicht, dass der mit 55,45% Alkohol gefüllte Bourbon dem „46“ ähnlich ist, der zunächst sanft schokoladig und dann pfeffrig ausfällt. Diese „Private Reserve“ bietet einen zart rauchigen Duft zu Beginn, der den gewohnten „Blockmalz“-Duft des Maker’s Mark ergänzt. Dunkler Waldhonig und Piment sind weitere Nasen-Eindrücke. Mit etwas Wasser im Glas kommt auch Pumpernickel dazu. Wir merken uns also: Süße, Würze und Schokolade. Der erste Schluck ist geprägt von der Kraft der Fass-Stärke, dazu kommen auffällig nussige Töne im Mittelteil. Nuss und Kakao, ja fast Pistazie bilden diesen Teil, während das Finale dem Chiliflocken-Ton gehört, der schon den „Maker‘s 46“ für uns ausgezeichnet hatte. Wasser betont diesen finalen Würzekick, der an Ingwer (wie in einem intensiven Ginger Beer) erinnert, noch. Dafür besänftigen ein paar Tropfen Wasser den Antrunk; deutlicher kommen dann Vanille und Milchschokolade durch.
Der „Private Select Vienna Bar Community-Edition”, wie die Rarität mit vollem Namen heißt, verändert sich auch mit etwas Stand-Zeit. Die sollte man ihm geben. Er lädt aber auch so zu Experimenten ein. Wenngleich man eines festhalten kann: Perfekt ist er im Cocktail („Old Fashioned“, ja, bitte!) aufgehoben, pur ist er etwas für Kenner. Aber solche sind die Mitglieder der Bar-Community schließlich auch!
Bezugsquelle:
Maker’s Mark, Private Select „Vienna Barcommunity-Edition“ ist um EUR 97 exklusiv bei Del Fabro&Kolarik erhältlich, so lange der Vorrat reicht, https://delfabro.at/