Ein neuer Whisky, der gleich einmal Fragen aufwirft, tanzt in unserem Glas. Denn „Mainland“ ist ein Begriff, der nicht selten in der Welt der Getreidebrände auftaucht. Schotten verstehen darunter gerne alles, was brennt und nicht auf kleinen Inseln liegt. Irgendwie lustig, denn „mainland Scotland“ ist schließlich selbst insular, vor allem aber gibt es auch eine Insel namens Mainland als Teil Schottlands. Denn die größte der Orkney Islands heißt seit Wikingerzeiten so (als Verballhornung des Altnordischen „Meginland“). Aus dem Hauptort Kirkwall stammt etwa der Highland Park-Whisky.
Dazu kommt eine junge kanadische Brennerei namens Mainland, die heuer ihren ersten Corn Whisky vorlegen wird. In South Surrey in British Columbia pflegt man also auch diesen Namen, wobei man sich hier auf das Umland von Vancouver bezieht, unter Kanadiern als „Lower Mainland“ bekannt. Doch um all diese Mainländer soll es heute nicht gehen, sondern um eine neue Kreation aus der Schweizer Destillerie Humbel.
Der vor allem für seine unzähligen Kirschbrände bekannte Lorenz Humbel hat im Aargauer Dörfchen Stetten auch schon mit Kornbränden experimentiert, in diesem Fall kommt aber nicht nur Schweizer Getreide-Brand in die Flasche. Der „Mainland“ vereint französische und Schweizer Destillate mit „einem Schuss 17-jährigen Single Malt aus Islay“. Das Ganze wurde in Bio-Qualität abgefüllt und ist auch aus einem zweiten Grund bemerkenswert – es wurde nämlich Gerstenbrand (eben der mit Rauchmalz von der schottischen Whiskyinsel) mit Weizen- und Roggenbrand verbunden.
Technisch also eine Art Blended Scotch mit Extrawürze vom Roggen, wenn man nach der Papierform geht. Wie genau das Mischungsverhältnis ist, bleibt ein Geheimnis, doch der Charakter erinnert an einen US-Whiskey mit hohem Roggenanteil. In der Verkostung sind beim recht jungen Whisky die Holz-Noten klar dominant in der Nase. Etwas Zigarillo-Rauch und frische Sägespäne begleiten eine nur zarte Herznote nach gelben Früchten, vor allem Marille, und mehligen Birnen. Über allem liegt der intensive Duft von gerösteter Pekan-Nuss.
Am Gaumen geht der „Mainland“ aber deutlich komplexer auf. Humbels Neuzugang hat eine leichte Rauchnote, die offenbar das schottischen Erbteil darstellt. Auch Salzmandeln stellen sich als eine der geschmacklichen Assoziationen ein. Der Antritt ist kräftig für 40% Alk. und bringt auch die Roggenwürze mit. Sie schiebt sich über den dunklen Honig, der nur kurz am Gaumen aufblitzt. Gegrillte Artischocken und wieder zarter Rauch runden den gelungenen Blend ab.
Unser Fazit: Ein intensives Glas für zwischendurch, das aufgrund seiner dunklen Aromatik und Jugend auch einen schönen „Old Fashioned“ ergeben sollte. Daran arbeiten wir mal – und stellen mit dem Drinkvorschlag aus Österreich den vierten Länder-Beitrag in Sachen „Mainland“ dar.
Bezugsquelle:
Humbel, Mainland-Whisky ist um rd. 28 EUR (o,5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei erhältlich, https://shop.humbel.ch/