Wer noch zweifelte, dass das Waldbier – mittlerweile die 12. Edition aus den Wäldern der Bundesforste – ein Naturprodukt ist, soll Axel Kiesbye zuhören. Denn plastisch schilderte der Braumeister dieser einzigartigen Serie mit „Fundstücken“ aus dem Wald, warum es zu einer „kleineren Ausbeute an Mädesüß kam, als erwartet“. Denn das natürliche Süßungsmittel sollte neben den Zweigen der Silberweide für die heurige Edition im Obertrumer Bierkulturhaus dienen. Doch die Wetterkapriolen im Revier Leiben unterhalb von Melk machten die Ausbeute kleiner. Als Auszug kam das Kraut dennoch zum Einsatz, verstärkt um die Äste der Weide, die geschält und geschreddert wurden, um ihr Aroma an das neue Bier zu geben.
Erstmalig wurde es heuer ein untergäriges Erzeugnis. Seine 6,2% Alkohol stellen die klassische Stärke eines „Festbiers“ dar und eine gewisse Süffigkeit („auch im größeren Volumen zu konsumieren“) wird dem 2022er Waldbier von seinem Schöpfer auch attestiert. Dabei achtete Kiesbye darauf, möglichst keinen der beiden sanften Aromageber aus dem Wachauer Auwald zu überlagern. Entsprechend hell hielt man es beim Malz. Die Pilsener Variante wurde mit Mühlviertler Hopfen kombiniert, „allerdings bringt auch die Weide Bitterstoffe ein“. Die 17 Bittereinheiten (IBU) seien also mit Vorsicht zu genießen.
Wobei sie vor allem in der Nase für herbe Töne sorgen, wie die Verkostung in der Strandbar Herrmann zeigte. Ideal begleitet dieses Bier etwa das Basilikum-Eis, das dazu serviert wurde. Doch auch pur kann die Komposition etwas, die das Dutzend in der flüssigen Kooperation mit den Bundesforsten voll macht: Goldgelb mit leichtem Trub, überrascht das heurige Waldbier mit seinem kräuter-grünen Duft – Koriander und Matcha schieben sich voller Frische über den hellen Malzduft und die an blanchierte Mandel erinnernde Duftspur des Mädesüß. Saftig legt das Malz mit seinem Frühstücksflocken-Schmelz und leichtem Toffee vor; das Mundgefühl ist überaus cremig. Ale Gegenspieler der zarten Süße fungieren neben den Bittertönen des Hopfens ein leichtes „Pfefferl“ und die sanfte, aber persistente Kohlensäure- sie befördert das Trinkanimo dieses Bieres, das unbedingt gut gekühlt werden sollte.
Ein Genusstipp zu „Echtes Mädesüß/Silberweide“: Auch wenn es wie immer Großflaschen (0,75 Liter) gibt, bringen kleine Mengen im Glas die Facetten des neuen Waldbieres am besten zur Geltung. Also keine „Halbe“ einschenken. Ansonsten nimmt schnell die Süße überhand. So wenig Mädesüß dürfte es dann doch nicht gewesen sein.
Bezugsquelle:
Waldbier, Edition 2022 „Wachauer Auwald. Echtes Mädesüß/Silberweide“ ist ab 3. Oktober um EUR 3,10 (0,33 Liter-Flasche) bzw. 14,90 (0,75 Liter-Flasche) im Webshop von Kiesbye erhältlich, https://kiesbye.at