Geschmeidige 0,6 Liter Gin läßt sich der Spanier im Jahr schmecken. Also lernt man auch dort am besten, wie man ihn stilvoll konsumiert und wartet nicht auf die Einladung von Queen Elisabeth II. Kein Land in Europa läßt sich mehr von der Wacholder-Spirituose schmecken, immerhin eine knappe Flasche vom Windel-Iberer bis zum Flamenco-Greis. In Madrid kann man sich entweder seinen Martini stilvollst von Kellnern im weissen Jackett pimpen lassen. Das tun sie im hauptstädtischen DRY perfekt, die Zweigstelle des Barcelona-Kult-Lokals „Dry Martini“ setzt aktuell auf Walnuss-Orangen-Bitter. Drei Tropfen zum Martini und man schmeckt die herben Wermutnoten erst so richtig.
Ebenfalls wenig falsch macht man bei Zauberkünstler Fernando del Diego in der nach ihm benannten DEL DIEGO-Bar. Magisch ist vor allem, wie er für fünf Gin and Tonics eine halbe Flasche verbraucht. 0,61 cl sind schon ein ordentliches Mass. Noch kräftiger bekommen sie das noch im OTTO hin, wobei die Kunst ja ist, dennoch ein balanciertes Getränk zu servieren.
Den Trick dafür hat Peter Allison parat, der das Tonic einarbeitet wie den Eischnee in einen Kuchen: Unterarbeiten ist der Weg zum „perfect G&T“, den der Schotte im Büro von Gonzalez Byass baut. Dem Sherry-Haus gehört auch der trendig Premium Gin „London No.1„, dessen markante blaue Farbe ihn sogar zum Objekt von Fälschern werden läßt („the worst one I had in Portugal, they even got the colour wrong“, so der Schotte).
Das Fünf-Stufen-Programm
Gierig die Flasche auf den Gin leeren geht also gar nicht, Allison füllt zunächst ein bauchiges Glas mit großem und möglichst viel Eis an. Kurze Runde damit fahren, also das Glas drehen. Das war Schritt zwei, ehe „soviel Gin hineinkommt, dass man das Blau erkennen kann“. Spanische Gene sehen das wohl erst bei 6 cl und mehr. Mathematische Naturen seien versichert, dass ein Mischungsverhältnis 1:2 ideal wäre. Denn jetzt wird mit dem laaaaangen Barlöffel vorsichtig nochmals das Eis bewegt. Und dann der Clou: den Barlöffel entlang sollen die Tonic-Bubbles in das Glas wandern.
Je mehr Kohlensäure-Bläschen – daher der Eischnee-Vergleich – das Wacholderaroma tragen, desto besser und frischer zugleich. Wer es süßer mag, schwört auf Schweppes Indian als klassischen Filler, wer die kräutrigen Noten unterstreichen will (London No. 1 hat u. a. Bohnenkraut in den Botanicals), steht auf Fevertree. Hingucker ist die Ameisenstrasse in Tonic-Form in jedem Fall. Fehlt nur noch Schritt 5: Ein paar Spritzer des ätherischen Öls von einer Zitronenschale, von Profis Lemon Twist genannt, auf die Oberfläche und dann die Zeste im Glas versenken. !Salud!
Bezugsquelle:
Gonzalez Byass, Gin „London No.1.“ ist um EUR 38,40 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at