Vieles ist wie in der Charente: Weinbrand wird aus Ugni blanc-Trauben erzeugt, Brenngerät ist die Alambic Charentais. Und doch sind wir nicht im Cognac-Gebiet, sondern der chinesischen Provinz Shandong. Dort hat sich das Château Changyu Moser nicht nur dem Wein verschrieben (seit 1892 gibt es vor Ort Reben). Unter dem Label Koya macht man auch Weinbrand. Der klingt nicht nur namentlich irgendwie nach Cognac, sondern folgt auch in den Reifestufen. Sechs und zehn Jahre sind wie in „la France“ zwei wichtige Lagerzeiten. Wir trinkprotokollierten beide!
Denn hinter dem größten Brandy-Hersteller der Volksrepublik steht mit Laurenz Maria Moser ein Österreicher. Weshalb es die Abfüllungen auch hierzulande zu erwerben gibt. Doch wie schmecken sie jetzt? Nun, der sechs-jährige Koya braucht viel Luft – gerne im großen Glas servieren wie früher mal den Cognac. Denn der „Schwenker“ küsst dann typische Weinbrand-Noten wie Nuss-Creme, zarter auch die Trauben und etwas Eichenholz-Noten wie Vanille wach. Von diesen Reifetönen wird die Fruchtigkeit aber kaum gemindert. Das zeigt auch der erste Schluck vom China-Brandy: Die feine Süße am Gaumen hat nämlich sogar einen feinen Tropenfrucht-Geschmack zu bieten. Wir trinkprotokollierten vor allem Mango, aber auch eine elegante Art, die das Holz gut einbindet ohne danach zu schmecken. Der Koya ist kein Weinbrand der Marke Karamell-Bonbon, bei dem man an „Werthers Echte“ denkt. Sondern vielmehr wandern die Gedanken in Richtung des Cocktails „Horse’s Neck“. Ja, mit Ginger Ale und Angostura macht das sicher Spaß!
Ein Solist von Rang hingegen ist der folgende Tropfen aus Shandong. Der XO von Koya setzt die Noten seines jüngeren Bruders fort. Nach zehn Jahren im Fass sind hier die noch eleganteren Noten zu finden. Trauben-Nuss-Schokolade stellt sich als Assoziation ein; fein und sehr sanft ist das Duftbild ausgeprägt. Hier stört nichts die Harmonie, dafür gibt es an Dreingabe noch die Veilchen-Akkorde, bei denen man in der Charente gleich die Borderies als Cognac-Heimat vermuten würde.
Doch wir sind in China. Und da setzt der jüngere von zwei XOs – es gibt auch einen „15 years“ – mit einem schokoladigen Eindruck fort. Wie aus einem Guss ist dieser Eindruck am Gaumen. Macadamia-Nuss ist auch zu schmecken, doch auch hier wird eine cremige Gangart eingeschlagen. Schön viskos und fein nussig gestaltet sich der Erstkontakt. Das Finish lässt dann wieder die Trauben zur Geltung kommen. Hier sorgt ein Touch von teilgetrockneten Beeren für Länge und Raffinesse, die zudem lange für Wärme sorgen. Es ist aber nicht der Alkohol (dezente 40% vol.), der hier zu spüren ist, sondern ein Extrakt-starker Mix aus Eichenwürze (Schokolade!) und den fruchtigen Noten des Weinbrands.
Wer zudem auch gerne eine Zigarre genießen sollte: Dieser XO ist eine würdige Begleitung, die einem nie „ansteht“!
Bezugsquellen:
Koya, Brandy VSOP 6 Years wird um EUR 75,95, der XO „10 Years Old“ wiederum kostet EUR 142,95 – beide beim Feingeist-Shop, www.feingeist.at




