Wie man mitten im Sommer dazu kommt, „Bloody Marys“ zu mixen, ist leicht erklärt. Es hat mit einem Hotel in Venedig und einem unauffindbaren Buch zu tun. Eine wunderbare Historie des blutroten Cocktails erhält man nämlich im St. Regis Venezia. Denn jedes Haus der noblen Beherbergungskette hat seine eigene, leicht vom Original abweichende „Bloody Mary“-Version. Das Buch aber, das all diese Rezepte versammelt, ist ebenso wunderschön wie vergriffen. Das mussten selbst wir antiquarischen Cocktail-Jäger einsehen.
An der Hotelbar in der weitgehend Touristen-freien Lagunenstadt verweist man statt auf den Buchhandel, aber gerne auf eine andere Trinkstätte: Die „King Cole Bar“ steht im New Yorker St. Regis-Hotel und tat das schon Anno 1934. Damals soll der Bar-Chef Fernand Petiot die erste echte „Bloody Mary“ serviert haben. Allerdings streiten Cocktail-Historiker (ja, die gibt es!), welchen Anteil „Pete“ Petiot tatsächlich an der Rezeptur hatte.
Denn gewürzten Tomatensaft – mit Pfeffer, Kren und/oder Austern-Wasser – gab es bereits im 19. Jahrhundert, auch die Idee, Wodka mit Tomate zu mixen, war älter als 1934. Und immer wieder wird auch der Schauspieler George Jessel als Erfinder des Drinks genannt. Traut man der Version Petiots, habe er selbst aber Jessels „faden“ Mix aus Wodka und Tomatensaft erst aufgepeppt. Sei’s, wie es sei: Die Trias Pfeffer- Worcestershire-Sauce und Tabasco, ohne die der Cocktail heute undenkbar ist, geht auf die King Cole Bar und ihren Mixologen zurück, der auch etlichen US-Präsidenten den 20. Jahrhunderts stärkende Getränke zubereitet hat.
Und auch eine erste Namensverwirrung geht auf „Pete“ Petiot zurück. Denn der Familie-Astor, so das Ondit, war „Bloody Mary“ zu vulgär für ihr Hotel in New York; daher servierte das St. Regis eine Zeit lang eben einen „Red Snapper“. Heute versteht man unter diesem Namen allerdings eine „Bloody Mary“ mit Gin. Doch genug der Legenden, Indizien und Widerlegungen. Kommen wir zum Rezept der als „Kater-Drink“ nur unzureichend beschriebenen „blutigen Maria“.
Wobei: Auch die Wege zum Rezept sind unterschiedlich. Klassischer Weise legt man an der Bar (oder wenn man daheim mehr „Marys“ plant) einen Spicy-Mix an, mit dem man dann den Wodka nur mehr aufgießt. Dazu kombiniert der „Signature Bloody Mary-Mix“ aus dem New Yorker Hotel den Saft von drei Zitronen, 150 Milliliter (!) Worcestershire Sauce, 3 Milliliter Tabasco Sauce, 7 ¾ Liter Tomatensaft, 30 Gramm (=ca. 2 Esslöffel) frisch gemahlenen Schwarzen Pfeffer, 15 Gramm (=ca. 1 Esslöffel) Sellerie-Salz, 30 Gramm (=ca. 2 Esslöffel) Cayenne-Pfeffer und 30 Gramm (=ca. 2 Esslöffel) ganzen, schwarzen Pfefferkörnern.
Diese würzige Mischung wird dann mit Wodka im Verhältnis von gerundet 10:1 gemixt; im New Yorker Rezept sind es 3 cl Wodka und 32,5 cl „Bloody Mary“-Mix.
Einfacher geht es mit dem fertigen Mix, den es seit 1979 von Tabasco gibt. Oder man mixt den Drink á la minute mit würzigen Zutaten wie der scharfen, roten Sauce.
Bloody Mary
6 cl Wodka
24 cl Tomatensaft
Saft von einer ¼ Zitrone
1 Teelöffel Worcestershire Sauce
6 Spritzer (dash) Tabasco Sauce
¼ Teelöffel geriebener Kren
Schwarzer Pfeffer
Selleriesalz
Zubereitung:
Eis in ein hohes Glas – original fasste es einen halben Liter! – geben. Alle Zutaten mischen und gut verrühren. Mit schwarzem Pfeffer und dem Selleriesalz abschmecken. Sofort servieren!
Die weitere Würze – neben dem verpflichtenden Schuss Tabasco – ist sehr variabel. Rauchige Zutaten wie Speckwürfel kommen ebenso ins Rührglas wie Kreuzkümmel (der dann einen orientalischen Twist ergibt). Wer Knoblauch mag, kann auch den sparsam dosieren. Denn nicht umsonst fallen Red Snapper/Bloody Mary in die Cocktail-Kategorie der „Corpse Reviver“ (=Leichen-Beleber). Schärfe, so die Theorie, hebt die Lebensgeister eben auch bei Schein-Toten!
Bezugsquelle:
Mc Ilhenny, Tabasco Pepper Sauce ist um EUR 3,29 (57 Milliliter-Flasche) bei allen Billa-Filialen erhältlich, www.billa.at
Für Parties mit reichlich „Bloody Marys“ gibt es auch die 3,78 Liter (= 1 US-Gallone!) fassende Tabasco-Flasche zu EUR 67,71, im Webshop des Herstellers, www.tabasco.at