Wenn er selbst seine Weine kommentiert, ist das immer ein Fest-Tag. Denn Lucas Pichler vom weltbekannten Weingut aus Oberloiben hat erstens eine entspannte Art, die ehrfürchtig verehrten Smaragde zu präsentieren. Zweitens macht er sich rar auf Verkostungen und drittens (der wichtigste Punkt!) sind die Weißweine eine Klasse für sich. Das zeigte die von Morandells Vinorama organisierte Präsentation von Pichlers 2016er-Serie einmal mehr.
Den Auftakt macht ein Federspiel des Jahrgangs, der elegante „Klostersatz“ 2016. Die Frucht dieses Grünen Veltliners streift mitunter an die Sortennoten des Rieslings, vor allem Steinobst (kühle Marille) bringt er mit. Zum Ringlotten-Duft gesellt sich im Mund auch gelber Apfel – es sind jedenfalls säurig-kühle Fruchtnote, die hier dominieren. Mit einer fein ziselierten Säure ergibt das ein ätherisch-leichtes Finale, das den Gaumen ideal einstimmt auf den nun folgenden Veltliner Smaragd.
Er stammt vom Loibenberg, „der Lage für Weinfreaks“, wie Pichler es formuliert. Beim Jahrgang 2016 äußert sich die Herkunft mit einer intensiven Rauchigkeit. Räucherfisch, aber auch Steinobst, prägen eine noch verhaltenen Duft. Wer immer noch den Honigton der mitgelesenen Botrytis-Trauben in Wachauer Smaragden sucht, kann spätestens jetzt enttäuscht abziehen. Denn das ist ein Präzisionsgerät von einem Wein, frisch aus der Fertigung. Eine fast aberwitzige Würze begleitet die gelbfruchtige Mischung (Marille/Quitte/Golden Delicious). Der mineralische Ton klingt in einer weißen Pfeffer-Dosis aus. Die Struktur hat sich geformt, der Rest wird folgen, lässt sich hier große Zukunft attestieren.
Auch beim Riesling beginnt die Verkostung im Palais Ferstel mit einem Federspiel, erstmalig steht „Ried Burgstall“ am Etikett des bisherigen „Burgstall“ und dieses Loibener Einstiegsvehikel in die Welt der F.X-Pichler-Weine bringt praktisch alles mit, was man an der Sorte mögen kann. In der Nase wie auch am Gaumen zeigt sich hier eine reifere und saftigere Frucht, es ist die Nektarine, nicht mehr die kühle Marille, könnte man pomologische Vergleiche bemühen. Säure und eine wiederum klirrend klar herausgefräste Mineralik begleiten einen Wein, dessen zarter Gerbstoff ihm erst recht Trinkfluss verleiht. Und das bereits jetzt. Der „Ried Burgstall 2016“ lebt einfach von dieser Frische.
Das unterscheidet ihn von einem zwar überraschend antrinkbaren, aber noch weit von seinem ersten Plateau entfernten Riesling Smaragd, den Lucas Pichler mitgebracht hat. Der „Ried Steinertal“ 2016 stellt ein Muster für einen gelungenen Wachauer Riesling der modernen Schule dar. In der Nase erkennt man die vertrauten Pfirsich-Töne in der Sekunde. Reif und intensiv, aber niemals zuckrig, mischen sich
Für Freaks: Lychee-Curry vom Loibenberg
Mango und auch der Duft roten Früchtetees in diese erste Begegnung. Auch am Gaumen „singt“ die Frucht, ein wenig Kumquat und eine begleitenden Säure halten den vorwitzigen Pfirsich in Schach. Die Zugänglichkeit dieses Weines in der ersten Jugend erstaunt. Auch wenn an der Lagerfähigkeit kein Zweifel besteht – hier ist alles da. Und es wird sicher noch intensiver, wenn die Primärfrucht sich einen Tick abgeschliffen haben wird.
Im direkten Vergleich allerdings offenbart sich nun der Smaragd vom Loibenberg als der von Pichler bereits so punzierte „Weinfreak-Wein“. Das süß-saure Spiel, das dieser Riesling mitbringt, zeichnet schlicht und ergreifend große Sortenvertreter aus. Schon im Geruch wird hier eine Sonderstellung klar. Wann notiert man sonst Macadamia-Nuss, Currypulver und geräucherter Saibling zu einem Riesling? Wer glaubt, dass damit gesagt sei, es läge mehr Struktur, aber weniger Frucht vor, der steht einen Schluck später mit einem beseelten Lächeln vor diesem 2016er Smaragd.
Das fast funkelnd schöne Steinobst-Körbchen beinhaltet auch einen Exoten, der sich lässig unter die Riesling-typischen Früchte mischt. Lychee – und zwar die kühle, keineswegs die seifige Abteilung – leitet aber der Mitte jenes Spiel ein, das dann von einer Gelben Paprika-Note übernommen wird. Wie bei einer Peperonata, für heimischen Gaumen: bei einem Letscho, schillert der Loibenberg zwischen intensiver Fruchtigkeit, pikanten Noten, Säure und einer Würze, die die anfangs erschnupperte Curry-Note im Rückaroma noch einmal auferstehen lässt. Es hat einen Grund, dass dieser Wein seinen Preis hat. Denn er ist es wert. Und wer hier knausert, sollte zumindest bei den Federspielen 2016 zulangen.
Bezugsquelle:
Weingut F.X.Pichler, Grüner Veltliner „Loibner Ried Klostersatz“ kostet EUR 21,30, der Grüne Veltliner Smaragd „Loibenberg“ 2016 EUR 35,20, der Riesling Federspiel „Loibner Ried Burgstall“ 2016 ist um EUR 21,30 erhältlich, die Riesling Smaragde „Steinertal“ bzw. „Loibenberg“ 2016 kosten je EUR 41,31, alle bei Morandell im Web-Shop, www.vinorama.at