Rauchige Single Malts und ihr Macho-Image (á la: „Ist er zu stark, bist Du zu schwach“) sind ein eigenes Kapitel. Zumal es wie beim Tabakrauch ja auch hier unterschiedliche Arten gibt. Süßer Rauch, man denke an Cherry-Tabak der Pfeifenraucher, ist etwas anderes wie der beissende Geruch einer Selchkammer. Und im Whisky gibt es natürlich viele Spielarten, verstärkt natürlich auch noch durch mehr oder weniger kräftigen Alkohol, etwa bei den über 50%-igen Fass-Stärken-Malts (cask strength). Die generelle Rauch-Aromatik der „peated Malts“ entsteht bekanntlich durch das Darren des Getreides, also das Abtöten des gerade entstehenden Keimlings durch die Hitze von glosendem Torf.
Das sieht weniger romantisch aus, als man vielleicht denkt, dazu anbei das kleine Bild links, in dem man sieht, wie Laphroaig das handhabt. Doch der Torfrauch ist nicht alles. Einen entscheidenden Anteil haben die Fässer, in denen der später auch dem Rauchmalz destillierte Dram, wie die Schotten ihren Whisky nennen, reift.
Und hier hat John Campbell, der tatsächlich von der Insel Islay stammende Master Distiller bei Laphroaig, sich für seine neue Kreation einigermaßen ausgetobt: Ex-Bourbon Barrels sind sowieso Standard-Gebinde, aber er kombinierte auch europäische Eiche, die für robustere Aromen steht, Oloroso Sherry-Fässer (bringen in der Regel Süße ein) und Quarter Casks. „Lore“ heißt der neue Whisky von der Hebriden-Insel, der stolz als „The richest of the rich” am Etikett gepriesen wird. Der Name steht als Abkürzung für „Folklore“, denn man versteht diese Abfüllung ohne Altersangabe als Hommage an die 201 Jahre währende Whisky-Tradition. Torfig-rauchig, aber auch fruchtig und floral, mit trocken-süßem Finish soll der „Lore“ alle historischen Geschmäcker abdecken, so Master Distiller Campbell.
Teer, Tee oder Speck? Vom Rauch im Whisky
Zunächst einmal zeigt sich, dass die Rauchigkeit dieses Islay-Malts wenig an den auf der Insel gern als Referenz angeführten Lapsang Souchong-Tee erinnert. Wir haben hier nicht die dunkle, manchmal fast an heißen Teer anklingende, Selchigkeit, sondern eine süßere Note von Rauch, die sich als Speck beschreiben läßt. Erstaunlich viel Frucht – Dörrmarille und Blutorange – mischt sich in diesen torfigen „Hausgeruch“. Sie verspricht tatsächlich einen aromatisch reichhaltigen Malt. Und tatsächlich kommt nach einem recht süßen Beginn, den wieder Orangen- und Karamell prägen – eine ledrige Würze durch. Sie wandelt sich bis ins Finish zu einer pfeffrigen Schärfe.
John Campbell selbst spricht von Chili, uns erinnert das eher an Rauchpaprika (Piment d’Espelette). Aber auch der Alkohol (48% sind es) des „Lore“ wird gegen Ende merklicher. Mit ein paar Tropfen Wasser prägt sich dieses Geschmacksbild sogar noch stärker aus: Der Islay-Malt wird süßer, auch die Rauchmalz-Note bleibt länger präsent. „Rich“, also reichhaltig, trifft es also ganz gut – und auch ein wenig Kleingeld sollte man für den „smoky“ Hebriden-Whisky auch mitbringen.
Bezugsquelle:
Laphroaig, „Lore“ ist um EUR 96 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, http://delfabro.at/