Dass es ein wenig ruhiger um Nespresso war, darf man durchaus als Ruhe vorm Sturm (im Kaffee-Glas) deuten. Denn neben einer neuen Kaffeemaschine namens Vertuo und einem gewaltigen Schub für das Online-Geschäft durch den pandemischen Heim-Konsum (+20%) hat man auch das Aushängeschild am Wiener Graben aufgegeben. Die neue Adresse dieses so genannten Flagship Stores wird in der Kärntner Straße 9 sein. Und das „Nespresso Atelier“ sorgt an der Ecke Weihburggasse – historisch hieß das Haus „Zur schönen Algiererin“ – auf zwei Etagen für eine spektakuläre Markenwelt. Sie stellt zudem „das weltweit erste Pilotprojekt“ (© Boutiquen-Manager Klaus Slamanig) dar, das die Kaffee-Marke u. a. in Form einer Art Kunstgalerie, mit Wissenselementen und einem Eck‘ zur Personalisierung von Kaffeetassen präsentiert.
Wiener Stil-Elemente wie Thonet-Sessel, Muster aus der Secession oder Terrazzo-Böden sind Teil der Architektur, die ab Anfang April die Fans der Marke umfängt. Den passenden Kaffee dazu gibt es schon einige Zeit. Denn im Zuge der „World Explorations“ erhielt neben den Städten Shanghai, Buenos Aires, Kapstadt und Stockholm auch Wien eine eigene Edition eines „Lungo“. Technisch vereint der Blend für die Kaffeehaus-Stadt brasilianische und kolumbianische Arabicas, die nur leicht geröstet sind. Und auch hier hat man Kapsel und Schleifen-Verpackung mit Dachschindel-Zitaten „wienerisch“ gestaltet – der Stephansdom lässt grüßen!
Und zur Eröffnung der neuen Adresse wollten wir nun endlich auch den Wien-Kaffee in der Kapsel kosten. Oder den „Vienna Linizio Lungo“, wie Nespressos orange-goldener Neuzugang offiziell heißt. Sein Patisserie-Duft nach frischem Gebäck und Haselnuss-Splittern passt jedenfalls schon einmal gut zu Wien. Sanfte Schoko-Töne zeigen auch sofort an, dass er jetzt nicht der klassische Aufweck-(N)Espresso sein wird – intern trägt der Linizio Lungo die Stärke 6 von 10. Und so ist er auch am Gaumen eher sanft, was Röstnoten und Bitterkeit betrifft. Intensiv ist die Säure des „Vienna“, auch die dunklen Beeren, die mitunter bei kolumbianischen Kaffees spürbar sind, schimmern durch.
Die Empfehlung, diese Spezialität als „Verlängerten“ zu konsumieren, darf man den „Coffee Bards“, wie die Auskenner im neuen Atelier Kärntner Straße heißen, durchaus glauben. Wie steht es in der Melange-Hochburg Wien aber mit der Milch-Verträglichkeit des Neuen? Schlagobers steht ihm definitiv besser als Milch. Allerdings sollte es in beiden Fällen nicht viel davon sein.
Die Aromatik des „Vienna“ bleibt dann erhalten, die Säure wird milder. Vor allem aber ergibt die milchige Tönung im Zusammenspiel mit der Brazil/Colombia-Mischung dann denn Geschmack einer guten Schale Gold – nur eben im Miniaturformat. Im Nachgeschmack sind vor allem die Haselnüsse wieder da. Und ein Touch Bisquit. Der aktuell vielleicht sogar den Konditorei-Besuch ersetzt.
Bezugsquelle:
Nespresso, World Exploration „Vienna Linizio Lungo“ ist um EUR 4,30 pro Schleife (10 Kapseln) in allen Nespresso Boutiquen sowie telefonisch online erhältlich, www.nespresso.com