„Spyros“ steht am Fass Nr. 1 in den Reife-Kellern von Metaxa. Der Vorname des Gründers ziert nur dieses eine Behältnis, in dem die besten Muskateller-Brände eines jeden Jahrgangs kommen. Zumindest 80 Jahre ist der älteste Anteil, rechnete Konstantinos Raptis bei seinem Wien-Besuch vor. Der seit 28 Jahren amtierende Grieche kümmert sich nicht nur als Master Distiller um die Brände aus den Muskattrauben von Samos und Limnos, er sorgt auch für die entsprechenden Kräuteressenzen, also die nach wie vor geheime „Würze“ des griechischen Weinbrands. „Dass wir unter anderem Rosenblätter verwenden, ließ sich nicht mehr verheimlichen“, lacht „Costas“ Raptis, zu auffällig waren die großen Mengen der aromatischen Blumenessenz, die er jeden Juni geliefert bekam.
In den beiden Spitzenprodukten, die er im Gepäck hatte, verschwindet das zarte Rosenaroma, das etwa den 5-Stern-Metaxa noch prägt. Was in der einen oder anderen Form (deutlich beim 7-Stern, dezenter beim 12-Stern) immer durchschlägt, ist die cremig unterlegte Rosinen-Note, wie man sie von Malagaeis kennt. Der erste Neuzugang, den man listig vor dem Weihnachtsgeschäft vorstellte, nennt sich „Private Reserve“ und wurde als limitierte Edition von nur 30.000 Flaschen weltweit angelegt. Ein beträchtlicher Teil davon soll im wichtigen Auslandsmarkt Österreich abgesetzt werden, die Flaschenform ist kantig statt kegelförmig wie bei den klassischen Abfüllungen, „die mit der blauen Krawatte“, wie Costas sie nennt.
Im Duft zeigt sich die 40-jährige Reife der „Private Reserve“ in den Noten von brauner Banane und Milchkaffee; Piment und ein Hauch Kardamom lassen an Lebkuchen denken. Am Gaumen verstärkt sich die Kraft des raren neuen Metaxas ausgehend vom ersten Eindruck nach Schokolade, getrockneten Feigen und einem Hauch Ovomaltine. Daraus entwickelt sich eine Vielfalt an Aromen, die an ein alkoholsattes Brownie mit Dörrfrüchten erinnert. Ebenfalls an Schoko, diesmal an cremiges Gianduja-Nougat, denkt man, wenn man ein paar Tropfen des AEN, der kostbarsten griechischen Spirituose überhaupt, im Glas hat. Sie nämlich stammt aus den über 200 Destillaten, die im 5.000-Liter-Fass mit der oben erwähnten Nummer 1 reifen.
Anlässlich des 120-jährigen Bestehens wurden die 1.888 Flaschen (Gründung war nämlich im Jahr 1888!) mit dem vierstelligen Preis aufgelegt. Handsigniert und edel ist die Verpackung, der Inhalt überrascht aber vor allem mit seiner Lebendigkeit. Der Alkohol ist mit 45,3% etwas höher als bei den anderen Blends, „seine Jugend wird vom Alkohol aber geschützt“, erläutert Costas Raptis. Tatsächlich wirkt der „ewige“ Metaxa (das nämlich heißt „aen“) deutlich traubig, hat trotz seiner teils 80-jährigen Reife eine schöne Säure und vor allem eine dunkle und ungewöhnliche Würze, die die leichte Süße unterstützt. Wer echten Safran und Waldhonig kennt, kann sich die Aromatik am besten vorstellen.
Für die nahende Winter-Zeit – und die kleinere Brieftasche – verriet der „Metaxa Master“ uns noch ein Rezept voll griechischer Sonne: 5 Stern-Metaxa mit warmem Apfelsaft im Verhältnis 1:3 mischen, dazu ein wenig Zimt geben – fertig ist der „Hot Sun“!
Bezugsquelle: Metaxa „Private Reserve“ bzw. AEN gibt es um EUR 70,90 bzw. EUR 1.068 bei Del Fabro, www.delfabro.at