Sankt Georgen sagt der Burgenländer ungern. Schurldorf heißt die Eisenstädter Katastrale am Beginn des Leithabergs für ihn und da paßt der seltsame – weil altgriechische – Name „panta rhei“ (πάντα ῥεῖ für Altphilologen) gut dazu. Der Spruch „alles fließt“ stammt von Heraklit von Ephesos, der schon in der Antike gerne „der Dunkle“ hieß (was wiederum zu den Rotweinen paßt, die unter „seinem“ Zitat gekeltert werden). Und damit die Halbbildung noch ein Satzerl Platz bekommt, erinnern wir daran, dass der Vorsokratiker auch gerne auf den warmen Ofen patschte und meinte „auch hier sind Götter anwesend“. Gute Nahrung als Wunder quasi………Und schon sind wir bei Hans Schwarz, dem gelernten Fleischer, der mit Heinz und Helmut Velich Seewinkler Wein-Knowhow nach Schurldorf brachte. Ihr Vater, der verdienstvolle Helmut senior, öffnete letztens einen Karton, der die aktuelle Serie der roten Pantha rheis enthielt.
Die Serie der 2008er beginnt mit einem Pinot Noir, der bereits farblich andeutet, dass hier ein Bilderbuch-Burgunder wartet. Hell und duftig mit viel Beerenfrucht und zarter Würze präsentiert sich der Wein in der Nase wie am Gaumen prototypisch, ein wenig kühler als Rotwein sonst sollte er serviert werden, dann zeigt dieser Pinot seine Klasse am schönsten.
Ein stilbildener Blaufränker
Wirklich beeindruckend allerdings wurde es beim zweiten Wein, den Velich père eingießt. Statt Blaufränkisch könnte auch „herbe Rotfrucht“ am tikett stehen; Schlehe, Dirndl, Cranberry, Lorbeer und Wacholder machen neugierig auf einen Wein, der eine Neudefinition dessen bedeutet, was die Sorte am Leithaberg insgesamt hergibt. In einer Blindprobe hätte uns diese Nase mit der Nase darauf gestoßen „ich bin vom Eisenberg“. Dazu kommt ein Kostschluck, der mit Luft sogar an Vogelbeere denken lässt, vor allem aber fast birst vor schwarzem Pfeffer, Die bremselnde Würzigkeit und eine satte Dunkelkirsch-Frucht prägen einen Wein, der bereits herrlich zu trinken ist.
Dazu ein Wildragout, aber bitte nur wenig Wein für die Sauce angießen, den Panta rhei Blaufränkisch trinken wir lieber dazu. Helmut Velichs Vermutung, warum sich der Blaufränkische so großartig zeigt, liegt übrigens schlicht im Lesezeitpunkt: „Als ich hinübergefahren bin, hingen rundherum keine Trauben mehr“. Vollgesogen mit der Würze des Alpenausläufers Leithaberg, würde gerade die kühle Nachtluft der für Seewinkler Verhältnisse hohen Lage auch die Fruchtigkeit der Rotweine begünstigen.
Der Caberhei mag zwar nicht den glücklichsten Namen haben, die Cuvée im Bordelaiser Stil (je 40% Cabernet Sauvignon und Merlot, 20% Cabernet Franc) zählt aber zu den Paradeweinen vom Leithaberg. Der Duft nach frischen Heidelbeeren und dunkler Weichsel wird von der Paprikawürze des Cabernets flankiert, eine Paarung, die auch den ersten Schluck prägt. Saftig und kräftig ist auch dieser, die würzige Ader liegt immer im Hintergrund und wird auch im Finale nicht weniger. Der 2008er Caberhei ist ein herrlich langer Wein, der noch Jahre liegen kann (und sollte).
Besonders spannend wurde es bei der Premiere, die Hans Schwarz und Helmut Velich vorbereitet hatten; 2011 wurde eine kleine Menge der „Einzelkomponenten“ gefüllt. So lässt sich der Beitrag der einzelnen Sorten noch besser schätzen (abgesehen davon, dass vor allem der Cabernet Franc auch als Solist eine Wucht ist). Der Merlot mit seiner Schoko-Powidl-Nase zeigt sich am Gaumen weit weniger üppig, hier kommen die kühlen Noten (Minze) zur Geltung, der braucht offenbar am meisten Zeit.
Der ist hier Franc richtig!
Sortentypisch wie nur hingegen blitzt der Paprika aus dem Cabernet Sauvignon-Glas, auch der erste Schluck bringt Würze pur auf den Gaumen, im direkten Vergleich wirkt der St. Georgener „CS“ zugänglicher. Beide in den Schatten stellt wie erwähnt jene Sorte, die auch Velich senior als „ideal für den Leithaberg“ bezeichnet. Der verhalten-elegant aus dem Glas strömende Cabernet Franc lässt die erste Kirschnote im Mund vergessen, immer mehr schält sich ein Steinton heraus, wie man ihn von Vogelbeeren kennt, dazu wird er aromatisch auch immer „dunkler“, bis am Ende satte Brombeer- und Heidelbeeranklänge übrig bleiben. Herb und lang anhaltend klingt der Wein aus, der vermutlich die größte Zukunft des Trios besitzt.
Alle drei sind relativ schwer erhältlich, wie Händler Christian Döllerer bedauert, wer den Cabernet Franc also erspäht, sollte ihn in jedem Fall erwerben. Ein Wein, mit dem man noch Jahre Kennerrunden verblüffen wird: „Schurldorfer Cabernet Franc? Das hätte ich nicht erwartet“!
Bezugsquelle:
Panta rhei-Einzelflaschen der sortenreinen 2011er Serie sind nur ab Hof erhältlich, den Pinot Noir 2008 gibt es um EUR 36,-, den Blaufränkisch sowie die Cuvée Cabarhei 2011 und 2008 gibt es um jeweils EUR 40,- beim Weinhandel Döllerer (im Sechser-Karton um EUR 36,-), www.doellerer.at