Man kann es nicht oft genug sagen angesichts der Gin-Schwemme. Viel schwieriger als einen Gin zu erzeugen, ist das Herstellen eines guten Tonic Waters. Denn nicht nur Bitterkeit und Frische sollten passen, vor allem die Kohlensäure muss Druck haben. Und das bekommen nur wenige hin, auch wenn im Gefolge des Hypes um den Gin auch etliche neue Tonics auf den Markt kommen. Aber eben deutlich weniger. Nun stand bei Marco Simonis in Wien plötzlich eine markante viereckige Flasche im Regal – und sie brachte mit Le Tribute eine neuen Ansatz in Sachen Filler.
Trotz des Namens stammt das Tonic Water nicht aus Frankreich, sondern aus Katalonien (warum man es dennoch so nennt, wissen wohl nur Marketing-Geniusse). Das Chinin wiederum kommt aus „La Ciudad de la Inmaculada Concepción de Loja“, selbst für die Bewohnr der Stadt in Ecuador kürzer als „Loja“ bekannt. Man ging also zurück an den Ursprung der Chinin-Gewinnung aus der Fieberbaumrinde. Denn von hier soll 1639 das fiebersenkende Mittel für den spanischen Vizekönig geholt worden sein. Seine Frau, die Gräfin von Chinchon, promotete die Baumrinde aus Loja bzw. deren Extrakt und wurde so zur Namensgeberin. Aus dem „Chinchona“ wurde Chinin (auch wenn der Internationale Botanische Kongress sich 1866 auf „Cinchona“ als Bezeichnung für den Fieberbaum einigte). Und mit 85 Milligramm pro Liter Tonic hat man sich für’s „Le Tribute“ auch kräftig am Chinin bedient. Für Nicht-Pharmazeuten: Das ist der oberste erlaubte Wert für Bitterlimonaden laut Österr. Lebensmittelcodex.
Das schmeckt man auch. Denn auf die deutlich von Kräutern – Rosmarin und Thymian – sowie frischer Grapefruit geprägte Nase folgt ein herber Eindruck am Gaumen. Die Bitterkeit wird immer von einer frischen Zitrusnote begleitet. Verwendet wird Zitronengras, der gefühlte Eindruck erinnert an eine Mischung aus Zitrone und Grapefruit. Auffällig ist der geringe Zuckergehalt, der das Edel-Tonic (der Liter-Preis liegt jenseits der 10 Euro) noch kantiger macht.
Besonders wichtig war den Katalanen die Karbonisierung – mit Hinblick auf den Gin & Tonic eine wichtige Entscheidung. Immerhin soll das spanische Leibgetränk im Süden ja auch erfrischen. Und ohne Kohlensäure wird das im typischen Ballonglas der Spanier nichts. Beim „Le Tribute“ allerdings bleibt der „Fizz“ auch noch nach längerer Zeit merkbar – abgeschlossen wird aber immer mit der herben Note des Chinins.
Womit die Mixability nach fruchtigen oder kräuter-betonten Gins schreit, zu florale Wacholderbrände würden hier untergehen. Denn das „Le Tribute“ ist ein recht eigenständiger Filler, der aber nicht nur klassisch aussieht, sondern auch einen „G&T“ wie früher ermöglicht. Da ergibt selbst der dadaistische Slogan am Etikett – „old but new“ – plötzlich Sinn.
Bezugsquelle:
Le Tribute, Tonic Water, ist um EUR 2,39 (0,2 Liter-Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at