„Raus aus der Komfort-Zone!“, raten sie immer auf den Job-Seiten der Zeitungen und bei den Persönlichkeitsberatungen. In Sachen Wein geht das ganz einfach: Man braucht nur zuzusagen, wenn Michaela Pop von Buongustaio Wien zu einer Lambrusco-Verkostung lädt. Wie aber wird das sein, wenn man Lambo, den alten Spaßmacher aus der Emilia Romagna, wieder trifft?
Dramaturgisch gehen wir es eh langsam an. Denn neben der Rebsorte, der die Cantine Ceci ihre Gründung verdankt, werden in Torrile (Provinz Parma) auch allerlei andere „bollicine“, wie die Italiener ihre Weine mit Blubberbläschen nennen, erzeugt. Besonders markant ist darunter die „Colorato“-Serie, eine Art trinkbare Farbtherapie. Denn die Metallic-Farben decken den Regenbogen ab, enthalten aber stets 100% Pinot Bianco.
Der „Otello Colorato“ will einfach lieb gehabt werden. Sein Duft nach Vanille erinnert an die crema pasticciera, auch ein frisches Brioche riecht man. Wer sich Zeit läßt, entdeckt im Duftbild dann auch noch Gelbe Paprika, die mit der Zeit stärker wird. Kräftig ist auch die Perlage, doch auch cremige Noten sind gleichermaßen da. Geschmacklich erfreut ein zarter Pfirsich-Geschmack. Vor der Lieblichkeit bewahrt den bunt gewandten Ceci-Spumante neben dem guten Trinkfluss durch die Kohlensäure auch eine leicht pikante Note, die vor allem das Finish würzt.
Mit dem „Otello“ erweist man übrigens dem Gründer der Cantin Ceci eine Ehre. Schankwirt Otello Ceci kochte nicht nur in seiner Osteria, er war auch für den Hauswein der Familie, einen Lambrusco, bekannt. Womit man das Winzertum 1938 auch zum eigenen Geschäftszweig erhob. Das in Österreich historisch belastete Jahr wurde in Torrile zum Neubeginn, weshalb man bis heute eine Weinlinie „1938“ nennt. Die andere heißt „1813“ – das war Giuseppe Verdis Geburtsjahr.
Damit baut Michaela Pop via Einschenken eine weitere Brücke in Richtung Ceci-Kernkompetenz bzw. Angstgegner (je nach Betrachtung). „Otello Rosé Edizione 1813“ basiert als prickelnder Rosé auf 100% Pinot Noir. Und wie viele Stillweine dieser großen Rebsorte täuscht auch er anfangs. Denn blass rosa schäumt er im Glas, ehe man den intensiven Duft wahrnimmt: Der fällt einladend und herrlich wie ein Himbeer-Macaron aus. Rosa Pfeffer-Beeren, ein Alzerl Hefe sogar und rosa Grapefruit-Spalten sind weiters zu erkennen.
Himbeeren sind dann auch am Gaumen da, allerdings angenehm „un-süß“. Das Ganze wird auch mit einem würzigen Unterton versehen, der erneut an die Pfeffer-Körner denken lässt. Ein rotweiniger Touch verhilft ebenso dazu, dass dieser Wein fast zum Beißen dicht wirkt. Das ist kein belangloser rosa Schäumer, sondern ein Beleg für die hohe Raffinesse der Blubberbläschen aus der Emilia Romagna.
Jetzt aber! Bruno rollt an und er fährt natürlich Vespa. Das witzige Etikett, das den Herrn und einen Blumenstrauß zeigt, übersetzt den Namen der Cuvée „Bruno e le Rose” ziemlich wörtlich. Mit 85% Lambrusco und 15% Pinot Noir gekeltert, ist endlich die lokale Variante Lambrusco maestri im Glas. Zufällig zeigt der Schaumwein auch in der Nase „rosafarbene“ Eindrücke. Für uns ist es Roastbeef und erneut dieser rosa Pfeffer-Touch. Süße rote Zwiebeln aus Tropea und sogar Radicchio folgen nach. Diesen würzigen Eindrücken steht aber eine ausgeprägte Himbeer-Frucht gegenüber.
Sie begegnet uns dann auch am Gaumen; viel präsenter allerdings als die roten Beeren ist Rhabarber! Seine feine Säure vermeint man dann auch zu schmecken, wenn der „Bruno“ so richtig den Appetit anregt. Wir sprechen eine klare Apéro-Empfehlung aus – etwa zu Gemüsesticks oder Antipasti wie gegrillten Melanzani.
Der nächste Stopp bringt dann einen 100%-igen „Lambo“ mit. Die Lieblingstraube der Cecis gibt dem „Nero di Lambrusco“ auch den Namen. Überraschend wirkt der Johannisbeer-Duft, den er sofort, wenn auch nicht plakativ im Cabernet-Style, mitbringt. Eher wie hinter einem Schleier versteckt, wirkt seine Fruchtigkeit. Zu diesem Duftbild gesellen sich leicht rauchige Anklänge. Sie wechseln zwischen Wacholder denken und geflämmten Rosmarin. Aber natürlich dominieren die Früchte, das ist schließlich ein „Lambo“! Entsprechend schnell verteilt die Perlage daher einen bekannten Wohlgeschmack im Mund. Das ist Erdbeere! Pure Erdbeere! Allerdings mit der wichtigen Präzisierung, dass nämlich keinerlei Süße diese Frucht begleitet.
Wohl aber gibt es eine elegante Kohlensäure als Widerpart und – besonders gegen das Finale hin – auch ein wenig Gerbstoff. Er trägt aber auch viel Frucht mit sich, wir dachten an dickschalige Heidelbeeren beim Trinken. Denn das „Schwarze“ im Namen passt schon; hier schwingt eine dunkle Seite mit beim angeblich so rotfruchtig-leichtfüßigen Wein. Ganz klar passt er zu den kulinarischen Helden von Parma wie Prosciutto und Mortadella. So klassisch, so gut. Wir sollten uns mal wieder treffen, Lambo!
Bezugsquelle:
Cantina Ceci, Otello „Nero di Lambrusco“ kostet ebenso wie der „Otello Rosé Edizione 1813“ bzw. der „Otello Colorato“ EUR 17,90/Flasche, alle Weine bei „Buongustaio“ in Wien-1 bzw. online, www.buongustaio.at