Zwei Leithaberger Winzer und drei Seewinkler standen am Anfang. Das „Aufwirbeln der Weinszene“, das man sich zu fünft in einer durchzechten Nacht vorgenommen hatte, wurde nach dem Aufwirbeln der Hefe benannt: der Bâtonnage. Diese Gründungsstory dürfte heimischen Weinfreunden bekannt sein; allerspätestens seit der Rotwein auch die begehrten 100 FALSTAFF-Punkte (für den Jahrgang 2015) eingefahren hat. Weniger bekannt ist vielleicht die Zusammensetzung der Rarität mit dem markanten Skorpion. Die Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot verbindet auch die beiden See-Ufer: Vom „Prädium“ kommt der saftige Merlot, der Leithaberg liefert kargen Cabernet vom Schiefer.
Der aktuelle Jahrgang des 24 Monate gereiften Rotweins kam dieser Tage bei uns ins Glas. Und natürlich will man wissen, wie der 2019er schmeckt, auch wenn man eigentlich noch Geduld beweisen müßte. Aber schließlich haben Erkenntnisinteresse und vor allem vinophiler Bildungsauftrag auch noch ein Wort mitzureden. Und die Alternative, nicht von diesem neuen Batonnage zu kosten, war dann auch keine echte.
Wohlan! Zwei Dinge fallen schon beim ersten Beschnuppern dieser kultigen Rarität auf – die relative Zugänglichkeit und die Komplexität dieses Weins. Das mag als Widerspruch wirken, zeigt aber nur die Handschrift, die sich über die Jahre für diesen – immer noch 15% vol. starken – Rotwein herauskristallisiert hat. Denn was mit einem zart säurigen Duft nach Sauerkirschen und Cranberries beginnt, dreht rasch in die herbe und „waldige“ Richtung von Moos und Lorbeerblättern ab.
Spannend aber im Beobachten des Dufts ist der Wandel nach gut zehn Minuten im Glas. Dann werden die Aromen immer dunkelfruchtiger, so dass man am Ende meint, doch Brombeeren zu riechen. Und einmal mehr können wir den Sager anbringen, dass große Weine immer ein Element des Widersprüchlichen mitbringen. Hier liegt es in der Natur des Batonnage 2019 am Gaumen. Dass er genug Kraft mitbringt, um zupacken zu wirken, ist keine Überraschung. Dass er dabei seidig wirkt, wenn er die Mundhöhle auskleidet, allerdings schon.
Diese dosierte Kraft kann man von Beginn weg wahrnehmen, noch ehe sich die Schwarze Olive – Indiz für den Gerbstoff der noch jungen Cuvée – und die tiefdunkle Hollerbeeren-Fruchtigkeit ausbreitet. Wie eine Plantagen-Schokolade schmilzt dieser „Batonnage“ am Gaumen dahin. Noch ist da der Widerrist im Finale, der zeigt, dass hier noch nicht alles ganz auf den Punkt zurecht gerückt ist. Der adstringierende Gerbstoff liefert den Hinweis, dass man noch warten soll. Ja, eigentlich muss. Denn es ist ein fein integrierter Ton, vielleicht ein wenig Kaffee in unserer Bitterschoko-Beeren-Mischung, der zu schmecken ist. Aber ein solches Sammlerobjekt öffnet man ohnehin nicht zu früh. Hoffentlich!
Bezugsquelle:
Wild Boys of Batonnage, „Batonnage” 2019, kostet EUR 145,- beim Burgenland-Spezialisten „Edelstoffe“, www.edelstoffe.at