Es war noch zur Hochzeit der gelieferten Cocktails, mitten im Lockdown, dass wir im Zuge der Cocktales den ersten Schluck „Eminente“ zu uns nahmen. Der neue kubanische Rum wurde von deutschen Bars zu Kreationen verarbeitet, die bei aller Kreativität (hier nachzulesen) stets klar als Rumdrinks erkennbar waren. Das ist selten und die Spannung auf die erste Flasche aus der Mitte Kubas – erzeugt wird in der Provinz Villa Clara – stieg entsprechend. Doch mitunter wird das Warten belohnt. Denn dieser Tage schaltete sich das Headquarter von Moët Hennessy mit einer Online-Verkostung zu.
Der Eigentümer der Marke, der damit sein Spirituosen-Portfolio auch um einen Rum erweitert, brachte sogar ein Produkt mit, dass sonst der Gastronomie vorbehalten ist. Wir machen zwar keine langen Zähne auf den „Ámbar claro“ – er zeigt dem Rumkenner aber die Meisterschaft, mit der die Rums von LVMH kreiert wurden. Denn erstens enthält der gold-farbene Brand 30% an gereiften Rums (den Aguardientes), zum anderen zeigt er eine wunderbare Nähe zum frischen Zuckerrohr. Wer den Duft von dessen gepresstem Saft, dem guarapo, kennt, wird ihn hier im Molke-Geruch des jungen „Eminente“ wiederfinden.
Wie Rührteig wirkt die leichte Süße und Cremigkeit dieses Rums, hinter dem mit César Marti der aktuell wichtigste maestro ronero steht. Diese Handvoll Rum-Meister sind die Herren des kubanischen Rums und haben stets auch einen „Obermeister“. Seit dem Tod des legendären José Pablo Navarro Campa, der seit 1971 die Abfüllungen der staatlichen Gesellschaft „Cuba Ron“ begleitete (darunter die Joint ventures mit Havana Club), ist das César Marti. Als studierter Chemiker versteht er das diffizile Wesen der Rum-Aromenentwicklung, in dem Stoffe wie Ester und Congeners eine Rolle spielen, bestens.
Das zeigt auch der bereits optisch edle „Eminente Reserva“, dessen Flasche an Krokodilleder erinnert. Schließlich trägt Kuba aufgrund der Form der größten Antillen-Insel den Spitznamen „isla del cocodrillo“ (=Krokodilinsel). Der Inhalt ist jedenfalls Kuba pur. Was daran liegt, dass Maestro Marti mit 70% an Aguardientes einen enorm hohen Anteil an gereiften Rums aufgenommen hat. Sieben Jahre beträgt das offizielle Alter, man lässt aber durchblicken, dass teils auch ältere Chargen den „Eminente“ zu seinem Geschmacksbild verhelfen.
Keine forcierte Süße, kein jamaikanischer „Funk“ ist jedenfalls zu riechen, sondern der reichhaltige, leicht süße Duft von Kokoscreme, Nuss und Milchkaffee. Spannend im Vergleich mit anderen Rums ist die nahezu vollständige Abwesenheit von Vanille. Dafür gibt es dunkle Frucht, die an Dörrzwetschken, denken lässt. Mit der Zeit entwickelt sich cremig-süß ein Duft von Mandelmilch.
Im Mund entwickelt der „Eminente“ sich mild, allerdings sind von Beginn an auch Gewürz-Noten spürbar. Der leichte Körper ermöglicht ein fast explosionsartiges Auftreten der schokoladigen Noten, die wie ein Film den Gaumen bedecken. Nun kann man sich auch der Frucht widmen, die an Pfirsich und Mango anklingt. Der kubanische Stil wurde gut getroffen. Das Understatement dieses ebenso reichhaltigen wie zugänglichen Rums mit 41,3 Volumsprozenten zeigt sich im Finale erneut schön: Karamellsplitter und Zimt bleiben lange am Gaumen und erinnern an die Schokoriegel von „Daim“.
Erst ganz am Ende zeigt der Reserva pfeffrige Schärfe, der Rest ist einfach wohliger Rumgeschmack vom Feinsten. Definitiv ist der „Eminente“ ein „sipping rum“, der allein, zum Kaffee oder einer Zigarre (z. B. Partagas P 2, wer ein kubanische Pairing will) gefällt. Auch wenn er auch genug Charakter und für Cocktails hat. Aber das haben wir ja schon einmal erzählt.
Bezugsquelle:
Eminente, Reserva („7 Años“) kostet EUR 51,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Onlineversand Rum& Co., www.rumundco.de