Mit Trauben ist Christian Kirnbauer halt aufgewachsen. Geht ja gar nicht anders in Deutschkreutz, vulgo Kreitz. Doch es dauerte, bis der im Weinhandel erfahrene Youngster begann, die familieneigenen Weingärten auch selbst abzufüllen. Und sich damit jede Menge Erklärungsbedarf einhandelte: Nein, er ist nicht der Kirnbauer von „K+K“ und dem „Phantom“ (der heißt nämlich Markus). Entsprechend eigenständig fielen Etikettendesign und Namensgebung des Weinguts aus, das unter einem glücklichen Stern im Top-Jahrgang 2015 seine ersten Roten kelterte.
Dass der Blaufränkisch eine Herzensangelegenheit darstellt, signalisiert etwa der Name „Coté Coeur“. Der mit 14% Alkohol gefüllte Mittelburgenländer ruhte 15 Monate in einem 500 Liter-Gebinde. Wie wir merken werden, tut das – im Vergleich zum Barrique – größere Fass dem zugänglichen Schmelz gut. Die Sorte ist bereits im Duft erkennbar, die Kirschfrucht dreht dann in Richtung Preiselbeere. Die Vanille der Fasslagerung ist schon auch merkbar, aber niemals vordergründig. Spannend dann der Eindruck des „Coté Coeur“ 2015 am Gaumen: Die Säure des „BF“ ist vorhanden, aber sie wirkt wie durch einen Filter genossen: Zarte Veilchen, viel Kräuterwürze und eine saftige Frucht, die bereits die ungestüme Jugend abgelegt hat, stehen zu Buche. Hier ruht einer in sich. Anders gesagt: Bereits jetzt gut antrinkbar, hat der Edel-Blaufränkisch noch ein schönes Lagerpotential vor sich.
Die stilistische Handschrift des Blaufränkisch finden wir auch bei einem raren Wein wieder. Denn in Reinheit ausgebaut findet sich der Cabernet Franc selten. Das Mittelburgenland – David Kerschbaums und Markus Kirnbauers Varianten wären noch als Parade-Beispiele in reifen (!) Jahren zu nennen – bietet der Sorte aber einen guten Boden. Und insofern ist es erneut erfreulich, dass der Erstling von Christian Kirnbauer in dieses Jahr fällt.
Cassis ist natürlich da, vor allem aber eine Gewürznelke und ein Touch von Räucherstäbchen, der sich über die Beerenfrucht hinzieht. Diese bringt fast mehr reife Heidelbeeren als Johannesbeeren im Duft mit. Am Gaumen kann der „Coup de Coeur“ dann die schwarzen Johannesbeeren nicht verleugnen, hier bricht sich der reife Cabernet Franc die Bahn. Fast nachfedernd sind seine Aromen nach Zimtrinde und grünem Pfeffer, diese Frische verleiht ihm Biss und Finesse während die – vielen ohnehin zu dominante Frucht der Sorte – ein wenig gedämpft wird.
Der reife Cabernet begegnet uns aber noch einmal im Sortiment, denn auch die Cuvée „Vertiko“ baut auf diese Sorte auf. 81% Cabernet Sauvignon, 3 % Cabernet Franc und der Rest Merlot lassen anderswo eine Cassis-Überdosis vermuten. Hier kommt ein Mix aus Zwetschkenröster, Gewürznelke und Kakao ins Glas. Diese dunkle Mischung im Duft erhält man, wenn man – der Jahreszeit entsprechend – den Wein kühler serviert. Mit Luft und Temperatur wird es heller, dann sind am Gaumen saftige Weichseln zu spüren. Der Hall gehört einer würzigen Kategorie an. Im kühleren Zustand wird man eher Thymian asoziieren, später dann sogar Chili.
Diese prononcierte Note begleitet ein an dunkle Schokolade und Dörrzwetschke erinnerndes Finish. Die beiden Gesichter des Weines zeigen seinen Aromenreichtum bereits in der relativen Jugend. Vor allem aber findet sich hier keine grüne Würze, keine reife Johannesbeere. Leider, da ist kein Platz für Cabernet-Bashing in Kreitz! Zumindest nicht bei Christian Kirnbauers Serie.
Bezugsquelle:
Weingut Christian Kirnbauer, Blaufränkisch „Coté Coeur“ 2015 kostet EUR 20, der „Coup de Coeur“ 2015 EUR 32 und die Cuvée „Vertiko“ 2015 gibt es zu EUR 22, alle ab Hof, www.weingut-kirnbauer.at [mit Ausnahme des „Vertiko“ sind die Weine auch im „Vinatrium“, Deutschkreutz, erhältlich: https://gebietsvinothek.at]