1oo Kilometer südwestlich von Belgrad befindet sich die größte Weinbauregion Serbiens, die Šumadija. Mit Topola lag hier einst der politische Hauptort des Widerstands gegen die osmanische Herrschaft, aber auch ein Zentrum des Weins. Doch man darf getrost in die Gegenwart wechseln bei den Serben-Verben: Topolas Weinbau lebt! 700.000 Liter Jahresproduktion in der Ortschaft sind ein guter Anfang. Zumal die Überblicksverkostung in Baden nicht nur keinen fehlerhaften Wein, auch keinen stilistischen Verhau zeigte, dafür zwei sogar recht überzeugende Vertreter internationaler Sorten aufzuweisen hatte. Sie stehen auch für zwei Wege der Vermarktung: den dynamischen, auf Anerkennung auch im Ausland erpichten, und den eher zaghaften, der auf altem Ruhm erbaut ist, aber nicht darauf allein ruhen müsste.
Der „Trijumf“-ale Pinot Noir
Die wichtigste private Kellerei kann auf über 100 Jahre Know How zurückgreifen; Gründer Miloš Aleksandrović war 1903 schon in die Genossenschaft Venčac involviert. Heute kümmert sich sein Urenkel um die Reben und seit 2000 schreitet die modernisierte Kellerei zügig voran. Bestes Beispiel ist der Pinot Noir des Hauses, der auch international keinen Vergleich zu scheuen braucht. Anfangs leicht selchig, entwickelt sich eine immer intensivere Himbeer-Note, die schlicht sortentypisch zu nennen ist, ergänzt lediglich um etwas Wacholder.
Am Gaumen legt es der „Trijumf Noir“ des Jahrgangs 2008 recht kräftig an, eher Zwetschken als Beerenfrucht ist der erste Eindruck. Dem folgt mit etwas Thymian eine würzige Komponente, eher der Gerbstoff immer deutlicher wird. Technisch versierte Verkoster äußerten die Vermutung, dass bewusst ein Anteil an Traubenstielen mitgelesen wurde. So oder so prägt ein herber Zug den ansonsten so fruchtigen serbischen Pinot der Familie Aleksandrović: Für einen fünf Jahre alten Wein ein durchaus positiv-stabilisierender Faktor.
Wie sehr der Weinbau in Topola Tradition besitzt, aber zugleich sich auch schwer tut, daran anzuschließen, zeigt das Königliche Weingut. Eine angemessene Homepage der Kraljevska vinarija sucht man vergeblich. So gibt es in diesem Fall auch keine Bezugsquelle für den Cabernet Sauvignon mit dem schönen Namen „Souverain“ (bzw. Suveren) aus dem Jahrgang 2011. Generell muss man nach der Serbienverkostung festhalten, scheint gerade der Cabernet hier besonders gut aufgehoben zu sein. Herrlich reif und im besten Fall gerundet kamen die Proben ins Glas – unabhängig vom Jahrgang und der Region.
Rar: der „königliche“ Cabernet
Schönstes Beispiel war der aus dem von König Petar I Karađorđević angelegten Weingut stammende „Cab“: Zwischen den dunkel-würzigen Düften von Lorbeer, Kaffee und Wacholder (besonders intensiv!) schimmert der sortentypische Paprika durch – Kotanyi Gewürzpaprika wohlgemerkt, kein Hauch von unreifen, grünen Tönen. Der erste Schluck bietet eine intensive Sauerkirschnote, die sich mit den bereits im Duft angedeuteten Gewürz-Aromen – wieder sind es Lorbeer und Wacholder – ein schönes Tänzchen liefert. Je länger der 2011er im Glas bleibt, umso dunkler wird sein Charakter. Erfährt man, dass die Jungfernlese der zwei Hektar Cabernet 2008 erfolgte, merkt man, wie gut die Sorte offenbar nach Topola passt.
Schade ist’s daher um die Werbeverweigerung im „Königskeller“, der Ab Hof-Preis von 800 Dinar (knapp 7 Euro) macht den „kaberne sovinjon“ noch interessanter – aber wo gibt’s ihn?
Bezugsquelle:
Aleksandrović, Pinot Noir „Trijumf Noir“ 2009 ist um EUR 15 im Online-Shop erhältlich, http://shop.vinarijaaleksandrovic.rs