Damit keine Verwirrung aufkommt: Der namensgebende Hans Müller war der Urgroßvater des Brauers Christian Hans Müller. 1909 startete der Vorfahre mit Weinbränden. Dann passierte lange nichts in Aschaffenburg, Post und Bahn prägten das Berufsleben der Müllers, bis 2012 das Abenteuer Brauerei an die alten Tage anknüpfte.Bei der Namensgebung seines Biers griff Müller noch ein paar Jahrzehnte zurück – und ließ gleich den „Kini“ zu Wort kommen. Ludwig II. war zwar ein großer Nizza-Fan, aber die Staatsräson sah ihn dann doch lieber in Bayern Urlaub machen. Ergo ernannte er Aschaffenburg zum „Bayerisch Nizza“ ehrenhalber. Klingt gut am Etikett, meinte Müller und hatte schon einen Hingucker.
Der Inhalt stellt technisch gesehen ein ebensolches Spiel mit der Tradition dar, auch wenn Puristen das nachträgliche Versetzen eines Weizenbiers mit Hopfen (kaltgestopft oder dry hopping genannt) ablehnen. Im konkreten Falle erhält das Bier die Fruchtester-Noten des Weissbiers, aber auch würzige Noten (Thymian etwa) zugleich; dass man an Weißwurst-Senf denkt, liegt nicht an Bayern, sondern an dieser Kombination. Zu der sich auch noch ein Hauch Curry und Pomelo gesellt.
Am Gaumen erfrischt die saftige Fruchtigkeit, eher Pfirsich denn Banane, wie sie für viele Weizenbiere typisch wäre, ist wahrzunehmen. Die Würze bleibt auch im Nachtrunk erhalten, Senfmehl und Curry sind auch hier die Assoziationen. Fazit: Ein überraschend vollmundig-komplexes Weissbier, das den Hopfen gut eingesetzt weiß. Die Bittere wird zu keiner Zeit aufdringlich, dafür bleibt man von der Belanglosigkeit – Stichwort: karbonisierte Cornflakes – mancher Sommerweizenbiere unbehelligt. Wenn Bayerns Nizza so schmeckt, taugt uns die „Côte d’Aschaffenburg“ schon sehr.
Bezugsquelle:
Hans Müller Sommelierbier, „Bayerisch Nizza“ ist um EUR 3 (0,33 Liter-Flasche im Sechser-Pack) bei Bierfracht erhältlich, www.bierfracht.at