Mutig startete die Santorin Brewing Company 2011, als überall der wirtschaftliche Notstand Griechenlands zum Thema wurde. Fast als trotziger Witz leitet das Krisengerede noch heute die Homepage der Kykladen-Brauer ein. Wobei Krise auch relativ ist; der Uhrenhändler in der Inselhauptstadt Thira hat in zwei Monaten 54 Hublots verkauft („even the Limited edition for 16.500 Euros is gone“). Doch zurück zu den flüssigen Pretiosen. Deren gibt es drei, alle nach dem Esel benannt, dem einstmals einzigem Vehikel vom alten Hafen nach Thira hinauf.
Eine abstinente Kalifornierin, der Gründer der lokalen Gaia-Winery und ein serbischer Braumeister stellen das Trio hinter den „Donkey“-Bieren dar. Um es vorwegzunehmen, die Biere aus dem fast menschenleeren Ort Mesa Gonia sind von einer herrlichen Balance und folgen nicht der erwartbaren Abfolge vom Einsteiger-Craft Beer zum Extrem-Bier. Lokalpatrioten mögen das der Mikrobrau-Anlage der steirischen Firma Fleck’s zuschreiben.
Denn bereits das Yellow Donkey mit seinen 5% Alkohol, zeigt, dass hier jemand den Umgang mit den Aromahopfen und ihrer Mischung bestens versteht. Mango, vor allem aber Mandarine bringen die vier Hopfen, darunter Styria Golding (wieder Österreich!), bereits im Duft zum Vorschein. Röstig ist der Antrunk, heller Tabak macht sich im ersten Schluck bemerkbar, Frucht und Bittere sind in Form von Bitterorange am Gaumen in schöner Balance, lange, aber nicht austrocknend klingt das erste Donkey-Bier aus.
Das Karamell-dunkle Red Donkey hat die vielschichtigste Nase der drei Santorin-Biere zu bieten: Ananas, braune Banane, Kurkuma und sogar Hollerblüten riecht man beim Einschenken. Das gegenüber dem „Yellow Donkey“ dunklere Malz prägt den Antrunk, Schokolade und Banane schieben nach, eher dann auch eine Zitrusfrucht-Note (Orangenschale satt) bemerkbar wird. Deutlich frischt die Bittere der vier Hopfenarten am Ende auf, im Nachtrunk versöhnt aber Mango den Gaumen mit ihr.
Crazy IPA: Tropenfrucht und Schokolade
Das Meisterstück, auch weil es den Titel „erstes IPA Griechenlands“ beanspruchen darf, stellt das nur in der Großflasche erhältliche India Pale Ale der Santorinis dar. Hier geben Nelson Sauvin und Cascade-Hopfen ihre tropischen Aromen ab, doch erstaunlicher Weise ist es damit nicht getan. Irgendwie dürfte die Mälzung den zweiten Zug mit sich bringen, der das „Crazy donkey“ von den tropenfruchtigen und bitteren IPAs dieser Welt abhebt.
Das beginnt bereits im Geruch, der neben einer fast obszön intensiven Papaya-Note und etwas Mango nach einiger Zeit auch ein nussiges Aroma aus dem Glas steigen läßt. Haselnuss-Schokolade denkt man, bis der erste Schluck wieder getrocknete Mango als Assoziation hervorruft. Doch auch hier sind im Hintergrund Anklänge an Chocolate Malt und Stouts zu merken, ehe im Finale die trockene Art des „Hellenic IPA“ merkbar wird. Mit 50 IBU-Bittereinheiten ist die Bittere sicher nicht schwach zu nennen, allerdings ist sie weit weniger ausgeprägt als bei anderen Bieren dieses Typs. Sie bleibt zwar lange im Nachtrunk merkbar, aber dezent.
Auch hier hat man also einen eigenen Weg gefunden, trittsicher wie Santorins Esel, um diesen Vergleich nicht auszulassen.
Bezugsquelle:
Die Biere der Santorini Brewing Company, „Yellow donkey“, „Red donkey“ und das IPA „Crazy donkey“ sind um EUR 2,50 bzw. 3 und 7 für das IPA direkt )bei der Brauerei erhältlich, www.donkey.gr