Ist Sido fad? Neben dem neuen Album des Rappers und dem eigenen Tattoo-Studio bastelt er an einer Bar. Den Vorboten dazu gibt es schon. In Form eines ungewöhnlichen Wodkas, für den er bei Josef Farthofer angeklopft hat. Nach Öhling im Mostviertel findet man als Berliner Musiker nicht unbedingt leicht, im Web hat man die „Mostelleria“, Farthofers Brennerei aber schnell. Und so kam es zur Zusammenarbeit der beiden ungleichen Männer.
Perfektionismus machte das Projekt gleich einmal recht hochpreisig, denn die angestrebte Kugel-Form für die Flasche des Wodkas ließ sich nicht so einfach erzeugen, wie man ursprünglich glaubte. Eine kleine Glashütte im polnischen Krakau, die man letztlich ausspähte, sorgt aber dafür, dass die Wodka-Bombe namens KABUMM tatsächlich aussieht, wie man sich das vorstellt. Damit sie nicht wegrollt, liegt übrigens ein Kautschukring als Anti-Rutsch-Stopp bei. Lieb!
Mostviertler Getreidebrand-Cuvée
Doch auch beim Inhalt beschritt man unkonventionelle Wege: Zum Winterweizen, international ohnehin gerne für Wodka verwendet, kommt bei Sidos Projekt nämlich noch Nackthafer. Das Getreide stellt eine Premiere dar, aber Farthofer wollte schließlich „einen Wodka, den es in dieser Zusammensetzung noch nicht gibt“, destillieren. Der Nackthafer galt bis zum Zweiten Weltkrieg als hochwertiges Pferdefutter, ist seither aber praktisch verschwunden. Sein hoher Fettgehalt (sechs Mal so hoch wie beim Weizen) wirkt sich natürlich gut aufs Mundgefühl eines Brands aus. Ein reiner Hafer-Wodka allerdings war den beiden KABUMM-Machern zu üppig. Daher die Getreidebrand-Cuvée, die pünktlich zum Launch des neuen Sido-Albums „VI“ auf den Markt kommt. Das bekannt weiche Wasser aus der Familien-Quelle der in fünfter Brenner-Generation werkenden Farthofers rundete das Destillat beim Heruntersetzen auf Trinkstärke noch ab. Doch genug der technicalities – ist die Wodka-Bombe auch ein Bomben-Wodka?
Die Nase erinnert mit ihrer leichten Süße und den Getreidenoten an Cornflakes (noch präziser für Cerealien-Nerds: an „Frosties“). Die fruchtigen Noten sind im Duft da, sie stehen aber im Hintergrund – frische Orange und etwas Zitronenschale. Vielleicht auch ein Hauch von Banane, wie man sie von jungen Rhum Agricoles kennt.
Der erste Schluck ist kräftig, aber es ist nicht der Alkohol, der hier Druck macht. Das Mundgefühl wird von kühlen, ein wenig an Eisbonbons erinnernden Aromen bestimmt. Erst allmählich wird einem klar, wie würzig dieser Wodka ist. Spuren von Kardamom, Menthol und auch weißer Pfeffer sind da. Spannend allerdings, wie diese beiden Komponenten – Frische und Würze – hier verwoben sind. Denn sie befinden sich in Balance, dazwischen blitzen fallweise Fruchtakzente auf, verdeckt eingeschenkt würde man wohl auf einen Zwetschkenbrand tippen.
KABUMM macht also durchaus schon pur Freude. Wahren Sido-Fans allerdings sei gesagt, ihr Idol mischt den Wodka gern mit Apfelsaft.
Bezugsquelle:
Farthofer & Sido, Wodka „Kabumm“ ist um EUR 79,90 im Webshop der Marke erhältlich, http://kabumm-vodka.de