Den Namen kennt man wohl, die Botschaft ist neu. Johannes Hornig ist die vierte Generation der Grazer Röster-Familie und er hat drei stylische Beutel mit. Der 29-jährige liebt die „Nerds“ der sogenannten Dritten Kaffeewelle (Third Wave), die über Nacht stundenlang im Cold Dripper die Finessen eines Anbaugebiets durch den Filter schleichen lassen. Oder die ideale Serviertemperatur für unsere Verkostung der neuen Hornig-Kaffees messen. Für sie und private Genießer ist die JOHO’s genannte Reihe gedacht, die einzelne Terroir-Kaffees direkt vom Farmer zur Röstung nach Graz holt.
Der Preis, so stützt eine aktuelle Umfrage zu den Kaffee-Gewohnheiten der Österreicher, Hornigs Marken-Einführung, ist gar nicht so wichtig. Geschmack, Qualität und Geruch – in dieser Reihenfolge diktierten 520 Befragte Marketagent.com ihre Kriterien. Und, so die Konsumentenbefragung weiter, Nachvollziehbarkeit der Herkunft, Ökologie und faire Preise werden wichtiger, speziell bei den Jungen. Good news also für einen flächigen Vertrieb der kostenintensiven Single farm-Kaffees aus Graz. Und so schmeckt das Trio:
Der Halbtrockene – Joho aus Minas Gerais
Ismael Andrade betreibt einen im Kaffee-Bereich ungewohnten Aufwand. „Keine zehn Produzenten“, so der Brasilianer zu Trinkprotokoll.at, arbeiten wie er mit der optischen Selektion der Kirschen. Im Klartext heißt dies, dass jede einzelne Kirsche von einer Photozelle auf ihre Reife kontrolliert wird. Was nicht dem digitalen Farbmuster entspricht, wird aussortiert. Der Yellow Icatu, die Sorte vom vulkanischen Boden Minas Gerais‘, wird von ihm zunächst getrocknet, dann vom Fruchtfleisch befreit („pulped“) und erneut getrocknet. Das Fruchtfleisch konserviert die Kirsche nicht nur, es gibt auch eine gewisse Süße mit, schwört der erfahrene Fazendero auf dieses „halbtrockene“ Verfahren.
Bis zum Pflücken passt die Natur auf den Kaffee auf, ab dann bin ich für die Qualität verantwortlich
Ismael Andrade, Farmer
Im Duft kommt diese Frucht in einer dezenten Kirschnote zum Ausdruck; die Röstaromen sind intensiv, aber nie verbrannt. Roggenbrot, Pekannuss und ein Hauch Weinbrand-Bohne steigen in die Nase. Der ausgewogene Geschmack, der Senhor Andrade im Gespräch so wichtig ist, stellt sich beim Kosten schnell ein. Während der Brasil-JOHO kräftig beginnt, wird er immer eleganter im Mund, zart spielt die Säure um die herben Aromen, im Finish kommt dann eine leichte Haselnuss-Note hinter den Röstnoten zum Vorschein.
Der Mild-Fruchtige – Joho Äthiopien
Irgendwo, das kann man für vorgetäuschte Kompetenz in Sachen Kaffee-Tasting vormerken, sollte man Zitrusfrüchte finden. Wenn es um Arabica aus Äthiopien geht. Mitunter erinnert das an „Earl Grey“, also Schwarztee und Bergamotte. Für Profis sind vor allem die äthiopischen Varietäten praktisch unverkennbar.
Der afrikanische Hornig-Kaffee wächst auf fast 1.800 Metern bei Farmer Kebede Debessa Mena und wird in der Sonne getrocknet, er gilt als „trockener“ oder „natural“. Orangen (die Zitrusfrucht!), Rum, Kakaopulver und auch etwas rote Traube sind die Duftnoten dieses eleganten Kaffees. Zart und mild, wie das die Schulmeinung will, kommt der Aufguss der Sorte Illubabor Didu auf den Gaumen. Blumig von Beginn weg, wird eine zarte Orangennote spürbar, wo sie und der röstige Geschmack zusammentreffen, schmeckt das fast wie zerschmelzender „Pimm’s Cake“. Denn im Abgang gesellt sich auch eine schokoladige Note zum floralen JOHO.
Der Vollmundige – Joho Guatemala
Der Hochlandkaffee aus Mittelamerika stellt die dritte Aufbereitungsart, einen „washed“ Arabica, dar. Die nasse Aufbereitung bringt auch die intensiv-dunkle Art hervor, die sich in einer Mischung aus Bitterschokolade, Schwarztee und Kardamom im Duft äußert. Die Kooperative La Union in Lampocoy liefert somit den vollmundigsten Kaffee der neues Serie, auch am Gaumen dominiert der Schoko, dazu kommt eine erdige Note, die von einer leichten Vanillearomatik gemildert ist. Erst ganz am Ende lassen sich auch fruchtigere Noten identifizieren, vor allem dezente Kirsche notieren wir.
Aromatisch geht Johannes Hornigs Rechnung also voll auf: Hier findet jeder seinen Favoriten. Und speziell, wer nur wenig Kaffee trinkt, sollte sich schließlich gute Qualität leisten.
Bezugsquelle:
J. Hornig, die „Joho’s“ aus Äthiopien, Brasilien und Guatemala sind jeweils um EUR 8,99/Viertelkilo im Hornig-Webshop erhältlich, www.jhornig.at