Der Siegeszug von Ichiro Akuto ist ziemlich einzigartig in der Whisky-Welt. Denn mit dem Verkauf der alten Brennerei seines Opas – genauer gesagt: des alten Single Malt-Bestands der Hanyu Distillery – finanzierte der Japaner ab 2008 seine eigene Brennerei. Kompromisse geht Akuto-san bei Chichibu nicht ein, der Sammlermarkt für die wenigen Flaschen (90.000 sind es im Jahr quer über alle Abfüllungen) ist ebenso legendär wie hochpreisig. Denn die gerade mal elf Jahre alte Brennerei in Chichibu City, nordwestlich Tokios gelegen, erzielt praktisch regelmäßig vier-stellige Flaschenpreise.
Maurice van Vliet (am kleinen Bild links) hat es mit Vienna Distribution übernommen, diese Raritäten für Österreich anzubieten. Seit er zwei komplette Fässer für seine Kunden ergattern konnte, stehen die Telephone nicht still. „Ich bekam sogar Baby-Gewand für meine Tochter von Sammlern geschenkt“, erzählt der Holländer bei der zweiten Verkostung der beiden „Intergalactic“-Abfüllungen in Wien. 236 Flaschen ergab das ehemalige belgische Bierfass (es enthielt ein Stout, ehe der Whisky hineindurfte), nur 180 gibt es von einem mit getorftem Gerstenbrand befüllten ehemaligen Bourbon-Fass.
Das Artwork der für jeweils 1.000 Euro angebotenen „Chichibu Intergalactics“ entwickelte der Arnheimer Koch und Whisky-Lover Werry van Leeuwen (Sugar Hill) mit – bedrohlich wie der Flaschen-Preis sehen die Roboter darauf allerdings nicht aus. Sie geben vielmehr einen Hinweis auf die 1970er Jahre. Deren schottischen Whisky-Stil will Ichiro Akuto nämlich wieder auferstehen lassen. Und die komplexen Raritäten haben das Zeug dazu. Vor allem der „Intergalactic No. 1“ aus dem mit Torfmalz-Whisky vorbelegten Fass rockt: Süßer Rauch (Honigmelone meets Zündholz-Schwefel und grüne Bratwurst!) in der Nase und eine kaum merkliche Fass-Stärke von 63,5% ergeben einen Nachhall von pochierter Birne mit Pfeffer. Wie bei vielen großartigen Abfüllungen sind es solche Widersprüche, die den „Bourbon peated“ so sensationell machen. [Für scholastische Denker: die Coincidentia oppositorum schlug wieder zu!]
Für die kleine Geldbörse – und auch um den kleinen Produktionsbestand gut zu verteilen – gibt es aber auch den „World Blended Whisky“ von Ichiro. Der Name ist hier Programm, denn Getreidebrände (auch Grain Whisky ist neben Malt Whisky im Spiel) aus drei Kontinenten verbinden sich in diesem Blend mit seinen kräftigen 46,5% Alkohol. Schottischer, irischer, kanadischer und amerikanischer Whisk(e)y trifft dabei nach der Mindestlagerung auf einen Anteil aus der japanischen Produktion, mit dem er bei Chichibu vermählt wird.
Das Ergebnis nennt sich „Ichiro’s Malt & Grain“ und erinnert mit seinem tropenfruchtigen Duft an Papaya, aber auch Mango-Limonade und Ananas. Vielleicht täuschen wir uns, aber auch hier steigt ein schmaler Rauch-Faden in die Nase. Der erste Schluck bringt einen sanften Whisky der Marke Haselnuss-Schnitte auf den Gaumen. Die Nougat-Noten sind jedenfalls deutlich und überfordern auch Beginner nicht.
Unkonventioneller ist der klare Bananen-Geschmack, der sich offenbar dem Bourbon verdankt. Das Finish fällt dann beinahe schon cremig aus, die charmante Schokolade-Seite dieses Chichibu zum Kennenlernen beschließt den Aromabogen. Kurz gesagt: Es handelt sich beim „Ichiro’s Malt & Grain“ um eine fruchtige und zugängliche Variante für den Alltag, die ohne Süße auskommt und durchaus komplexe Noten zeigt. Und in der Zwischenzeit kann man ja auf einen der „Roboter“ sparen – denn für kommendes Jahr kündigt Maurice van Vliet eine weitere Einzelfass-Abfüllung an.
Bezugsquelle:
Chichibu, „Ichiro’s Malt & Grain“ ist um EUR 77,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Whic.de erhältlich, https://whic.de