Mit seinem Schweizer Gin haben wir Peter Angel schon kurz vorgestellt, nun brachte der Vorarlberger seine komplette Spirituosen-Range mit in die famose Wiener Parfümerie-Bar. Die Jagdvilla Maund, benannt nach dem britischen Erbauer, gibt dabei auch einem Rum den Namen, für uns der beeindruckendste Brand der Verkostung. Er stellt technisch eine echte Ko-Produktion mit der Karibik dar, die „nur“ das Finish in der Schweiz erhält, also nicht mit den Brenn-Versuchen alpiner Kollegen zu vergleichen ist.
Denn meist erhalten europäische Brenner, die sich gerne auch am Zuckerrohr-Destillieren versuchen wollen, Melasse und keine frisches Zuckerrohr. Wer es probiert, verzweifelt dann, wenn die frische Ware in einem Zoll-Lager vertrocknet. Die Karibik liegt schließlich nicht um’s Eck und vor allem braucht sie ihre Melasse selbst. Ergo steht meist asiatische Melasse dahinter, wenn irgendwo ein „heimischer“ Rum destilliert wird, Indien gilt als einer der großen Exporteure des an sich lange lagerbaren Rohstoffs.
In diesem Fall bezieht Peter Angel aber einen 12-jährigen Jamaika-Rum, genauer gesagt sind es drei verschiedene Destillate dieses Alters. Und in der Schweiz wird dieser Blend noch veredelt, wie man es vom „Fass-Finish“ mancher Whiskies kennt. Wenn schon die eigenen Destillate – der „Wild Alps Vodka“ bzw. der Birnen-„Schnapz“ (wie Angel schreibt) – in der ehemaligen Weinkellerei von Tobias Schmid & Sohn gebrannt werden, dann darf hier auch Rum in den Fasskeller. Den letzten Schliff, die Abrundung der Aromen nach dem Blenden, erhält der „Maund Rum“ dann in ehemaligen Weißwein-Fässern.
Nichtsdestotrotz dominiert die weitaus längere Zeit im US-Weißeichenfass natürlich die Aromen des „Schweizer Rasta“. Der Rum riecht zunächst nach Nougat und einer Tasse Heißer Schokolade. Etwas Orangenzeste und die Butterkeks-Note eines Oolong-Tees sind noch zu erkennen, insgesamt also schon ein sehr gefälliger Erstkontakt. Auffällig – und da kommt Jamaikas „high estered“ Brennstil durch – ist auch die fruchtige Komponente, die der Maund dann am Gaumen entfaltet. Aus dem super-weichen Mundgefühl, das zunächst wie ein flüssiges „Stollwerck“ wirkt mit seiner karamelligen Art, schälen sich mit der Zeit etwas Kirsche und Ananas. Das Finale lässt dann erneut an Edelschokolade denken, aber hier mischt sich auch die Fass-Aromatik, konkret: Kokosnuss, dazwischen. Die 45% tragen diesen Aromen bestens, Schärfe wird man im jamaikanisch/schweizerischen Rum-Blend jedenfalls vermissen. Ein gelungener „sipping Rum“, der auch zu cremigeren Zigarren passt. Zu jamaikanischen Rauchwaren kann mangels Erfahrung aber keine Empfehlung gegeben werden.
Bezugsquelle:
Wild Alps, „Maund Rum“ ist um EUR 49,90 (0,5 Liter-Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at