Die Campari-Bar hat leider geschlossen. Wie alle Lokale. Wie alle Schanigärten. Doch die Schwester des italophilen Neuzugangs in Wien, das Schwarze Kameel, schafft Abhilfe und bringt zumindest den Aperitivo zu den Menschen. Als Lieferboten agieren die Mitarbeiter, argumentiert Patron Peter Friese, warum er unter einer Mindestbestellung (60 Euro) auch in Wien „Kilometer-Geld“ für Beinschinken-Brötchen, Curry-Ei-Aufstrich und Co. verrechnet. Schließlich möchte er so viele Kameeliter und -innen wie möglich in Lohn und Brot halten, sofern die Corona-Krise das zulässt.
Zur normalen Brötchen-Selektion und den Petit fours gibt es aber auch Italianitá in kleinen Dosen zu bestellen. Genau genommen: „monodose“, wie die Italiener eine Erfindung nennen, die auch schon 90 Jahre auf dem Buckel hat. Fertig abgemischter Campari-Soda in der ikonischen kleinen Flasche, die sich nach dem Trinken auch als stylische Einzelblumen-Vase eignet, kam schon in den 1930ern in Milano aus dem Automaten. Dem typischen Duft, irgendwo zwischen Rhabarber und Peterwurzen, folgt der herbe Geschmack. Blitz irgendwo eine Frucht auf, dann wird sie vom Wurzelbittere des Campari und dem Soda mitgegrissen wie vom Italo-Schnellzug Frecciarossa.
Wem das rote Original immer „irgendwie zu bitter“ war (und das ist die Standard-Begründung, keinen Campari zu bestellen), der findet einen Klassiker bei Peter Frieses Heim-Zustellungsauswahl, der erstens keinen Alkohol enthält und zweitens deutlich süßer als der Campari wirkt. Erstaunlicher Weise kennen viele Crodino nicht bzw. erinnern sich nicht mehr, wie das feine Getränk aus dem Italienurlaub heißt. Chips gab’s dazu…. Und Oliven! Ja, eh. Und es heißt: Crodino. Genauer gesagt, reden wir vom Crodino Biondo. Denn dem satt-gelben Aperitivo im ähnlich kleinen Fläschchen (0,098 Liter) wie der Campari-Soda monodose steht seit einiger Zeit auch die Blutorangen-Variante Rosso zur Seite.
Die „blonde“ Version bietet aber nicht nur den schöneren Farb-Kontrast für unseren Aperitiv-Vergleich mit Campari-Soda, sie ist auch das Original. Und pendelt mit seinem Duft nach Zedrat-Zitrone (cedro) und Rosenöl zwischen der Frische von Zitrusfrüchten und einer Intensität floraler Natur, die beim ersten Trinken schon fast an Parfüms erinnert. Denn auch etwas Vanille findet sich zwischen alle den herben Eindrücken, die bittere Orangen am Gaumen hinterlassen. Genau dieser Charakter der „Anti-Limonade“ zeichnet Crodino aus. Vor allem, wenn man sich dafür entscheidet, ihn lieber pur zu trinken, als daraus einen „Spritz“ zu basteln.
Denn auch der herb-süße Italiener ohne Alkohol kann gut mit Soda. Und natürlich hat man auch mehr davon als vom knappen 1 cl-Schluck aus der putzigen Flasche. Denn so oder so – auch wenn es Mono-dose heißt, ist einer diese Drinks nie genug. Speziell, wenn er auch den heuer in weite Ferne gerückten Urlaub ersetzt in der Heim-Kasernierung.
Bezugsquelle:
Campari Soda (Flasche zu 98 Milliliter) liefert das Schwarze Kameel um EUR 1,20, der Crodino kommt in gleicher Größe auf EUR 0,90, Aperitivo-Box mit 2 x Campari-Soda (98 ml), 2 x Beinschinkenbrötchen, 8 Brötchen und 4 Petit Fours um EUR 25, alles via Webshop, www.kameel.at