Essig im Drink ist ein altes Thema, das wiederentdeckt wird. Denn der Essig-Sirup „Shrub“ konservierte Fruchtaromen schon im 17. Jahrhundert über längere Zeit. Auch die indischen Pickles (Mango und Co.) setzen auf Essig als Konservator. Und natürlich ersetzt Essig auch Zitrussäfte im Cocktail. Allerdings nur theoretisch. Denn an der Bar törnt ein Cocktail, der nach Essig riecht, den Kunden eher ab. Und die markant spitze Säure braucht auch kräftige Gegenparts. Oder eine Verdünnung. Diesen „Trick“ führte Jürgen Brettschneider gemeinsam mit Harry Christ in Wien 11 vor.
Die beiden Herren, ihrerseits Geschäftsführer und Betriebsleiter bei Mautner Markhof, verantworten im Jahr immerhin 20 Millionen Liter Essig. Was sie nicht über die Säure wissen, ist es auch nicht wert gewusst zu werden. Der 5%-ige (der Anteil meint immer die Essigsäure pro Liter) Essig ist nämlich auch auf 1% verdünnt recht potent. Ansonsten lässt sich an der Bar trefflich mit Essig experimentieren („essimentieren“?). Denn zum einen ist er eine regionale Zutat, zum anderen spart er das Pressen von – eingeflogenen – Zitrusfrüchten, die im Extremfall auch noch alle paar Tage anders schmecken.
Und so mischte sich im wahrsten Sinne des Wortes auch Ihre Trinkprotokollant unter die Wiener Bartender aus „Roberto’s“, „Moby Dick“ und Co., um zu schauen, wo der Mautner’sche Essig die Limette aus dem Rührglas kickt. Zunächst ersetzten wir in einem „Jameson & Ginger“ die Zitrusfrucht mit dem Balsamessig vom Wiener Gemischten Satz – der Irish Whiskey dankte mit großer Anschlussfähigkeit in diesem Drink. Doch wir wollten mehr. Die wienerisch-französische Leichtigkeit eines Cognac-Highballs war schnell geboren und taugt uns nicht nur aufgrund ihres Namens immer noch. Voilà, hier wäre die Rezeptur:
L‘Essig
(by Trinkprotokoll.at)
- 4 cl Martell Cognac VSOP
- 1 cl Fino Sherry
- 1 cl Mautner Markhof „Apfelessig mit Walnuss“
- 0,5 cl Mautner Markhof „Mango Sirup“
- Soda
Zubereitung:
Essig mit Leitungswasser 1:2 verdünnen und mit den anderen Zutaten (außer dem Soda!) in einen Shaker mit Eiswürfeln geben. Kräftig kalt shaken und in ein mit Eis gefülltes Longdrink-Glas abseihen. Mit Soda aufgießen und vorsichtig einmal umrühren, ev. mit weißen Trauben garnieren.
Und wenn man schon am Cocktail-Rühren ist, kann man ja gerne auch Wünsche der „Bar-Gäste“ in der Mautner-Fabrik erfüllen. Diesbezüglich kam Tomaten-Freundin Petra Schneider (Massgeschneidert) mit der Bitte um einen „savoury“ Drink mit dem Paradiesapfel an. Auch wenn wir’s persönlich nicht so mit dem Gemüse haben – das Ergebnis rund um den intensiv-kräutrigen Thymian-Essig konnte sich ebenfalls schmecken lassen. Und ehrt natürlich namentlich seine Auftraggeberin.
Bloody Petra
(by Trinkprotokoll.at)
- 5 cl Havana Club „7 Años“
- 1,5 cl Mautner Markhof „Kräuteressig mit Thymian“
- 2 cl Tomatensaft
- 1,5 cl Lillet
- 1 Barlöffel Agaven-Sirup
- 1/4 Tomate
- 3 weiße Trauben
- 2 Spritzer (dash) Tabasco
Zubereitung:
Essig mit Wasser 1:1 verdünnen. Dann Trauben und Tomate im Rührglas andrücken („muddlen“) und Eis zugeben. Alle Zutaten zugeben und auf Eis kalt rühren. In einen Tumbler mit Eis abseihen und mit Trauben garnieren.
Die Süße von Lillet und Agave balancieren die Essig-Säure aus, wer sie stärker durchkommen lassen will, kann entweder auf das Verdünnen des Essigs verzichten der weniger Agavenhonig nehmen. Weil: Saurer macht ja auch lustiger.
Bezugsquellen:
Mautner Markhof, „Apfelessig mit Walnuss“ gibt es wie den „Kräuteressig mit Thymian“ um EUR 2,99 (0,5 Liter-Flasche) bei allen Interspar-Filialen, www.interspar.at