Sherry, Portwein, vielleicht ab und an Madeira. Das war es meistens auch schon, wenn es um „cask finish“ geht, die Nachreifung von Whisky in anderen Fässern als solchen, die früher mit Bourbon gefüllt waren. Doch die Zeiten haben sich geändert und plötzlich erhalten auch Weingüter in Deutschland und Österreich Anrufe, ob sie nicht das eine oder andere leere Fass für die Brenner hergeben würden. Meist scheitert es an der Größe der schottischen oder irischen Anfragen. Denn vier, fünf Barriques mustert man schnell einmal aus. Aber wer will schon eine Kleinstauflage von 1.200 Flaschen in einem Markt, der das Zehnfache auch verträgt? Dafür haben aber viele Winzer, vor allem jene mit Süßwein-Produktion, nicht genug ausrangierte Gebinde.
Es bleibt also bei einem Mittelweg. Das zeigt auch die Anzahl der 3.000 Flaschen, die Teeling in seiner „Small Batch Collaborations“-Serie neu abgefüllt hat. Für Kenner der deutschen Weinszene ist der Partner der Iren interessant; für Whiskey-Fans die Vor-Belegung der Fässer. Reichsrat von Buhl in Deidesheim ist Mitglied der deutschen Prädikatsweingüter (VdP abgekürzt) und für seine Rieslinge bekannt. Mit ihnen begann vor ziemlich genau zwei Jahren auch die „Feier von irischer und deutscher Genusskultur“, wie es Destillerie-Gründer Jack Teeling formuliert hat. Dem Riesling, der damals als Aromageber vom Irish Whiskey ausgelaugt wurde, folgten 2020 Ex-Pinot-Noir-Fässer.
So nennt es das internationale Label, auch wenn man im Rheinland Spätburgunder sagen würde. Doch sei’s drum, viel wichtiger ist doch, was das „Pinot Noir Cask“ aromatisch aus dem Blend aus 80% Grain Whiskey und 20% Malt Whiskey macht. Sechs Jahre wurden diese beiden im ehemaligen Bourbon-Fass gereift, ehe ein volles Jahr im Spätburgunder-Gebinde anschloss. Um das Ergebnis relativ pur zu genießen, hat die Teeling Whiskey Company mit 46 % abgefüllt und weder Kältefiltration, noch Färbung unternommen.
Das Spätburgunder-Fass verleiht dem Whiskey trotz seiner Stärke einen fruchtig-süßen Duft, der an Orangen, besonders aber an Lebkuchen und Spekulatius denken lässt. Wie frisch geknackte Nüsse und Mandeln riecht es aus dem Glas, Schokolade gibt es obendrein. Nicht die mit 75% Kakaoanteil, sondern cremige Milchschoko. Sie wird uns noch wiederbegegnen. Die erwarteten Himbeer-Noten eines Spätburgunders stellen sich bei uns nicht ein, die offiziellen Verkostnotizen des Whiskeys beschreiben jedenfalls „dunkle Kirschen und getrocknete Beeren, gefolgt von floralem Hibiskus“.
Am Gaumen zeigt der Teeling etwas mehr Kante; im Nachklang vermengen sich die beiden Eindrücke – Süße und Würze – aber dann zu einem cremigen Finish. Die Milchschokolade ist wieder da, auch Datteln, die von Piment und Muskatnuss leicht gewürzt wurden. Final klingt dann Erdbeere an, die sich mit etwas Kokoscreme (!) anreichert und lange haften bleibt. Nicht übel, was der deutsche Wein da mit dem irischen Whiskey anstellt! Für uns ist er der ideale Advent-Whiskey; alle, die nicht die volle Dröhnung und Rauch brauchen, um Whisky generell gut zu finden, haben hier einen sanften – und überaus fair bepreisten – Vertreter. Auch wenn Spätburgunder im Fass war, sollte man ihn sich eher früh sichern.
Bezugsquelle:
Teeling Whiskey, „Pinot Noir Cask” ist um EUR 39,90 beim Spezialversand Whisky.de erhältlich, https://whisky.de