Wie sieht das denn aus? Das Logo der „East London Liquor Company“, in der wir uns durchkosten wollen, sieht aus wie ein auf den Kopf gestelltes Pferd. Ist es auch, klärt uns das sympathische Brenner-Team auf. Das Destillerie-Gelände am Bow Wharf in der Nähe des Victoria Parks (wer’s kennt), ist eine ehemaligen Leim-Fabrik. Der Leim wurde eben aus Knochen, vornehmlich jenen von Schlachtpferden, ausgekocht. Zum Glück steht aber nicht das alte Produkt, sondern das seit zwei Jahren erhältliche neue Produkt des Hauses auf dem Kosttisch.
Mit dem Gin ist die Company, die Alex Wolpert 2014 gegründet hat, bekannt geworden, doch man importiert auch Rum, brennt einen feinen Roggenwodka und – das neueste Projekt der Destillerie – man erweitert gerade um den ersten Londoner Whisky seit Jahrzehnten. Der reift schon im Fasskeller, den Andy Mooney stolz herzeigt, aber bis zum Abfüllen wird es noch dauern. „Weihnachten 2018 ist es so weit“, schätzt der Ire, dan wird das gesetzliche Drei-Jahres-Alter erreicht sein. Und hoffentlich früher am Markt sein als die Konkurrenz im Westen Londons – denn auch dort reift schon Hauptstadt-Whisky. Ungeachtet dieses Londoner Whisky-Matchs halten wir uns aber an den Gin aus East London, denn der ist nicht nur schon fertig, es gibt ihn auch in mehreren Varianten.
Gin Batch No.1 ist die etwas leichtere (45 statt 47% Alkohol) Variante und sie bringt mit nur sechs Botanicals eine äußerst ungewöhnliche Duftnote zustande. Um es vorweg zu nehmen: Der No.1 riecht im Grunde wie das gute alte Christian Dior-Parfüm „Fahrenheit“: Weihrauch, Leder, Muskatnuss und eine zarte Zitrusnote machen dieses Bouquet aus. Vermutlich ist es der Darjeeling-Tee und die frische Grapefruit, die als Botanical-Kombination agieren – Cassia-Rinde und Koriandersamen wären weitere Aromageber.
Der Kostschluck beginnt recht süß, erst allmählich schimmert die Wacholder-Note durch, das zarte Bitteraroma geht in einen an Kokosraspel erinnernden Geschmack über. Das letzte Wort wird aromatisch von der Grapefruit gesprochen – sie prägt das Finish des Batch No.1. Die britische Aromatik, die Wolpert und Co. vorschwebte mit Tee und Zitrusfrucht in den Botanicals, geht auf. Speziell mit Tonic Water gemischt, balanciert der Gin auf dem schmalen Grat zwischen (Tee-)Bitterl und (Grapefruit-)Frische.
East London Gin No.2: Schrei, wenn Du ein Negroni bist!
Nicht nur von der Anzahl der Botanicals ( es sind zehn), sondern auch ihrer Art her unterscheidet sich Batch No.2 deutlich davon. Mit Thymian, Fenchelsamen, Salbei, Lavendel und Zitronenzeste, um nur ein paar zu nennen, wird es deutlich kräutrig-blumiger. Soeben hat der „Zweier“-Gin die Silbermedaille bei der internationalen Spirits Competition in London abgeräumt. Markant in der Nase, prunkt er mit Rosmarin satt, auch etwas Salbei macht man aus, in jedem Fall ist der East London Nummer 2 grün und kräutrig im Duft.
Am Gaumen äußert sich das dann als medizinaler Ton, der Salbei kommt durch, aber auch eine Wurzelnote, die stärker an Galgant, als an Ingwer denken lässt. Kurz schmeckt er am mittleren Gaumen wie Birkensaft, ehe im Abgang dann noch Wacholder aufkommt. Herb und mit einem Kräuterstrauß versehen ist das Rückaroma. Fast schreit der „No.2“, dass er in einem „Negroni“ verwendet werden will, die Kräuteraromen docken sicher großartig an den Wermut an.
Womit wir bei der persönlichen Bevorzugung wären: Pur oder mit Tonic ist der East London No.1 der Favorit, für andere Gin-Drinks, insbesondere den Negroni, schlägt den „Zweier“ so schnell nichts.
Bezugsquelle:
East London Liquor Company, „East London Gin“ ist um EUR 29,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Ammersin erhältlich, www.ammersin.at