Bier auf Wein, das lass nicht sein! – so dichtete man in Ottakring die alte Volksweisheit um. Denn als „doppelt vergorenes Kreativbier“ hat man dort einen brautechnischen Hybrid aus Wein und Bier, den liebsten Alkoholika des Österreichers, gefüllt. Die beiden Partner hinter dem markant himbeer-roten Getränk namens „KlosterneuBier“vereint bei aller Innovationslust aber eine lange Geschichte: 1837 wurde vom Stift Klosterneuburg die Brau-Bewilligung für Ottakring vergeben. Damals legte man also den Grundstein für die erfolgreiche heimische Marke aus dem 16. Bezirk.
Nun war es Wolfgang Hamm, der als Weingutsleiter des Stiftes die Zusammenarbeit mit Braumeister Silvan Leeb vom BrauWerk anging. „Die St. Laurent-Traube zeigt auch als Bier ihren unverwechselbaren Charakter“, ist sich der Weinfachmann sicher – und auch wir geben ihm recht: Der Duft ruft unterschiedlichste Frucht-Assoziationen in Erinnerung – alle sind sie aber rot und erinnern somit an die Burgundersorte aus der Thermenregion.
Himbeere, Ribisln und Sauerkirsche mischen sich mit einem an Laugengebäck erinnernden salzigen Malzduft. Technisch wurde ein relativ helles Malz (Pale Ale-Röstung) verwendet, insofern dürfte sich der Gerbstoff des St. Laurents hier als Verstärker der röstigen Noten aufspielen. Denn auch am Gaumen kommt ein stärkerer Malzkörper durch als erwartet, doch die Dominante stellt auch hier die fruchtig-kühle rote Johannisbeere dar. Sie sorgt zusammen mit der angenehm spritzigen Kohlensäure für frischen Antrunk, bisweilen wirkt das Bier wie Rosé-Sekt, ehe dann im Finish wieder die herberen Noten von Gerbstoff und Hopfen (Northern Brewer, vor allem aber Simcoe) durchkommen. Letztlich gibt es sogar einen leicht ledrigen Rückgeschmack, der die säurige Frucht gut kontrastiert.
Was beim Verkosten auffällt, ist jedenfalls das enge Temperatur-Fenster des KlosterneuBiers: Zu kalt serviert, verliert es die subtilen Noten, zu warm wiederum (alles jenseits der zehn Grad) geht die Frische flöten. Womit auch der Konsument so kreativ mit dem St. Laurent-Bier umgehen kann wie seine Brauer: Je nach Temperatur zeigt sich mal der weinige Charakter mehr, mal weniger.
Bezugsquelle:
Brauwerk/Stift Klosterneuburg, „KlosterneuBier“ ist um EUR 2,30 (0,33-Liter-Flasche) bei den beiden Erzeugern, aber auch online im Ottakringer Shop erhältlich, www.ottakringerbrauerei.at