Ein Experimentier-Labor für Whisky. Abseits der Dogmen. Dafür unter strenger Observanz der Single Malt-Puristen (die wenig Spaß bei ihrem Lebenswasser „Uisge Beatha“ verstehen). So läßt sich die kurze Geschichte von „Whiskey Union“ zusammenfassen. Der Spirituosen-Weltmarktführer Diageo hat sich diese Tochter – intern mehr als kreative „Unit“ als „Union“ zu sehen – geleistet, um „die Welt des Whiskeys ein bisschen interessanter zu machen, indem wir die Möglichkeiten des Blendens ausschöpfen und die Grenzen des Geschmack durch Experimentieren erweitern“. Das klingt noch recht trocken (nie gut bei Getränken), also sei auf die bisherigen zwei Varianten verwiesen. Der „gehopfte“ Whisky-Likör namens „Boxing Hares“ – die kämpfenden Hasen zieren auch das Etikett – machte den Anfang. Der zweite Streich war ein ebenfalls mit Grain Whisky, in diesem Fall aber ergänzt um rauchige Malts aus den Highlands und von der Insel Islay, geblendeter „Smoky Goat“.
Nun hat sich Masterblenderin Caroline Martin von Whiskey Union weltweit bedient und einen Hybrid aus US-Bourbon, kanadischem Whiskey und Scotch kreiert.
Thomas Henry Huxley, der Charles Darwins Theorien propagierte und den Begriff „Agnostiker“ populär machte, war einiges in seinem Leben (ja, der Opa von Matura-Lesestoff-Schreiber Aldous Huxley auch). Unter anderem wertete er Fossilien aus und das inspirierte zu einem vorgeblichen Skelettfund, der dem entspricht, was der Bayer als Wolpertinger kennt oder der Schneeberg-Bewohner als Raurakl. Ein Fabelwesen als, das wie die antike Chimäre aus den Charakteristika mehrerer Tierarten besteht. Im Falle des Hybrid-Whiskys sollte das ein Mobsprey sein (das Kunstwort besteht aus MOose, Bobcat und OSPREY – Elch, Luchs und Fischadler). Überraschender Weise findet man die Tiere jeweils in einem der Länder, aus denen der transatlantische Blend stammt. Schottland trifft Kanada und die USA. Steht zwar nicht bei Thomas H. Huxley, ergibt aber einen feinen Paten und ein lustiges Wappentier – taxidermistisches Flair für die Pressebilder natürlich auch.
Doch was wird damit eigentlich beworben? Nun, mit einer hellen Bernstein-Note kommt der „Huxley“ ins Glas und verbreitet dort gleich einmal eine satte Karamell-Note. Für Kenner wird der buttrige Ton – Marke Shortbread – eher in Richtung Bourbon deuten, dazu kommen getrocknete Pfirsiche im Duft und auch eine dezente Lakritz-Note. Am Gaumen erinnert der 42%-ige Whisky-Hybrid an die guten alten Butterkaramellen mit der Kuh am Einwickelpapier. Weich, süß und saftig, dabei immer mit leicht cremigem Touch, ist der Ersteindruck. Selbst, wenn man den „Huxley“ länger auf der Zunge belässt, brennt hier nichts.
Dass das aromatisch nicht alles ist, rettet ihn vor der Verachtung geeichter Whisky-Freunde. Im Finish wird es noch leicht pfeffrig, die „peppery notes“ haben es gegen die an die Süßigkeit Vanilla Fudge erinnernden Noten aber nicht leicht. Fazit: Single Malt-Freunde werden auch mit dem dritten „Whiskey Union“ nicht warm werden. Als leicht-zugänglicher Einstieg in den Pur-Genuss von Whisky könnte er aber ein „Türöffner“ zu neuen Kunden sein.
Bezugsquelle:
Whiskey Union, „Huxley“ um EUR 30 (0,7 Liter-Flasche) bei Amazon online erhältlich, www.amazon.de