Man kann jetzt es schenkelklopfend erzählen, negieren oder neugierig darauf sein – Weinbau ist mittlerweile ein Faktum in allen neun Bundesländern. Der Club der Vier (Burgenland, NÖ, Steiermark, Wien) darf sich lediglich bei den weinrechtlichen Bestimmungen als privilegiert betrachten: Alles außerhalb muß am Flaschenetikett „Bergland“ heißen. Ob’s dort Berge gibt oder nicht, ist einerlei. Mit Hobbymengen und echten „Klaudern“ – teilweise machten Most-Bauern auch Wein, weil’s lustig war für die Buschenschank – stellte das ja auch kein Problem dar.
Doch mittlerweile geht man es recht ernsthaft an, die ersten Erfolge im wichtigsten Weinbewerb für Newcomer, dem SALON, haben auch Skeptikern gezeigt, dass die Kärntner Weine (Speerspitze in Menge und Qualität unter den „Bergländern“) gekommen sind um zu bleiben. Hubert Vittori, der mit seinem Chardonnay einen von Melone und Kreidenoten geprägten Wein keltert, der genau so aus dem Friaul stammen könnte, war Teil dieses historischen Einzugs unter die 260 besten Weine Österreichs. Seine Tischlerei hat der Winzer aufgegeben, um sich nur den Reben zu widmen.
Heute betreut Vittori heute drei Hektar Weingärten in St. Donat, die zu zwei Drittel mit weißen Rebsorten bestockt sind. Den Erfolg im SALON teilte er sich 2013 mit Erwin Gartner, der ebenfalls mit einem der raren Kärntner Rotweine teilnahm. Ausbaupläne gibt es bei Vittori auch, schließlich „sind mein Ziel 10 Hektar“.Unter den bisherigen Rebsorten hat der Gurktaler Winzer auch einen Blaufränkischen im Angebot.
Bevor jetzt „Blasphemie“ aus den Kehlen der burgenländischen LeserInnen erschallt – bitte kosten. Sortentypischer als dieser Kärntner 2012er kann man fast nicht sein. Hätte wer zu dem säurereichen und jugendlich kirschigen Wein gesagt „vom Eisenberg“, ich hätte es unterschrieben: Im Duft sind Wildkirsche, Himbeere und ein Hauch Milchschoko zu erkennen, die Würze (woher sie auch immer kommt in der Gurktaler Riede…) springt ebenfalls aus dem Kostglas. Der erste Schluck hingegen zeigt, dass der Blaufränkisch auch noch lagerfähig ist, die jugendliche
Kirschfrucht und die markante Säure können sich ruhig noch ein Jahr abschleifen, vielleicht sogar zwei, wobei: Wer hat schon Erfahrungen mit gereiftem Gurktaler Blaufränkisch? Das könnte sich – angesichts von Vittoris Ehrgeiz UND Erfolgen aber ändern.
Vinum Virunum, Chardonnay 2012, um EUR 8,90; der Blaufränkisch 2012 um EUR 13,90, jeweils ab Hof bzw. im Webshop, www.vinumvirunum.at