Die Geschichte der dänischen Whisky-Pioniere von Stauning haben wir hier schon einmal geschildert. Besser gesagt, erzählte einer der Gründer aus der neun-köpfigen Freundesrunde hinter dem Unternehmen, wie sie 2005 zu Roggen-Brennern wurden. Dank kräftiger Unterstützung der Start up-Förderung von Distill Ventures, dem Kreativlabor von Branchenprimus Diageo, kennt man die Dänen auch international. Mehrheitlich ist es Roggen-Whisky, der aus den 24 Brennblasen in Jütland fließt. Doch schon bei unserem letzten Trinkprotokoll (hier noch nachlesbar) gab es eine „mash bill“ aus zwei Getreiden. 70:30 waren damals Roggen und Gerste am Werk. Wir lehnen uns jetzt aus dem Fenster und attestieren auch dem neuen Stauning eine ähnliche Mischung. Wenn auch in diesem Fall die einzelnen Whiskys verschnitten wurden und keine Getreidemischung fürs Brennen erstellt wurde. „Double Malt“ nennt man dieses Verfahren bei den Dänen, die ihre Getreide noch ganz klassisch selbst mälzen. Und zwar in der romantischen, alten Art des „floor maltings“, wie man es nur mehr selten in Brauereien und Brennereien sieht.
Für den „Høst“, um endlich auf den Neuen aus dem Örtchen Skjern zu kommen, waren es Roggen- und Gerstenmalz, die als Basis der Destillation dienten. Zu den obligaten Fässern aus amerikanischer Eiche (in diesem Falle ohne Vorbelegung mit Bourbon) kamen auch Portweinfässer, die erstmals verwendet wurden. Der nach dem dänischen Wort für „Ernte“ benannte Whisky überrascht mit seinem Preis, der einen neuen Einstieg für einen Stauning darstellt. In Zeiten nach oben offenere Whisky-Preise à la Richter-Skala ist das eine gute Nachricht. Wie aber schmeckt der offenbar junge, ohne Altersangabe gefüllte Dänen-Neuling mit seinen sanften 40,5% vol.?
Golden mag die Farbe des Neuzugangs sein, doch der Geruch zeigt die dunkle Prägung durch den Roggen: Haselnuss-Crunch, etwas Sägemehl und auch Getreide-Riegel mit dunkler Schokolade sind da zu riechen. Und der Portwein-Anteil? Er sorgt für eine im Hintergrund zu spürende „rotweinige“ Duftnote. Bratapfel und auch etwas Himbeerpürée stehen für diesen Anteil des Double Malt in der Nase.
Richtiggehend geschmeidig bringt der „Høst“ – gesprochen wie „Hurst“ – dann aber seinen Geschmack auf die Zunge. In fast öliger Form sind Steinfrüchte, vor allem Pfirsiche, zu schmecken, dazu viel Pekan-Nuss und eine feine Säurigkeit. Sie ist die Ouverture zu einem noch spät auftauchenden Rotwein-Eindruck (im „wine gum“-Stil). Denn auch hier zeigt sich eine andere Seite, die dafür sorgt, dass die fruchtigen Noten – nicht unbedingt die stärkste Disziplin eines klassischen Rye-Whiskeys – noch mehr glänzen können. Für Cocktail-Freunde ist damit die Linie vorgegeben, was die Einsatzmöglichkeit des Dänen an der Bar betrifft: Ein „Old Fashioned“ geht sich gut aus. Noch feiner allerdings wäre ein „Manhattan“, für Fortgeschrittene auch ein „Blood & Sand“ – denn auch Kirschen stehen dem „Høst“ bestens!
Bezugsquellen:
Stauning Whisky, „Høst“ ist um EUR 40,- (0,7 Liter-Flasche) bei der Wiener „Theehandlung Schönbichler“ bzw. deren Online-Shop erhältlich, www.schoenbichler.at