Was bei uns die Schoko-Weihnachtsmänner sind, ist in den USA der Egg Nogg: Kommt er in den Lebensmittel-Handel, weiß man, dass Weihnachten nicht mehr fern ist. Aber fertig gekaufter Egg Nogg ist nur halbe Advent-Freude! Denn mit dem sämigen Drink ist auch eine lange Kulturgeschichte des vor-weihnachtlichen Trinkens verbunden. 1796, so wissen die Annalen, wurde der Mix erstmalig in Philadelphia schriftlich erwähnt. Und spätestens ab den 1840er Jahren gehört das Alkohol-Ei-Zucker-Gemisch zur Folklore des ausklingenden Jahres in Nordamerika. Jerry Thomas, der Ahnherr aller US-Mixologen, listete 1862 gleich sechs Rezepte für Egg Nogg auf. Sechzehn Eier und zwölf Löffel Zucker machten etwa seinen „Baltimore Egg Nogg“ nicht gerade zu einem Diät-Shake. Die Popularität des Drinks, so die „Professor“ gennannte Barautorität, war damals bereits „weltweit“.
At the South it is almost indispensable at Christmas time, and at the North it is a favorite at all times. In Scotland they call the Egg Nogg „auld man’s milk”.
„The Bar-Tenders‘ Guide“ (S.40) Jerry Thomas 1862
Das mag stimmen, denn der Ursprung des „Nogg“ ist zweifellos in Europa zu suchen. Zugang zu frischen (!) Eiern war nämlich auch ein Status-Symbol, vor allem in den Städten. Die britische Oberschicht entwickelte daraus ein heißes Mixgetränk aus Eiern und Bier oder Wein, das unserem Wein-Chadeau nicht unähnlich war, aber eben getrunken und nicht gelöffelt wurde. Dieser „posset“ wurde auch mit Starkbier gemixt, das im Dialekt auch „noggin“ hieß. Doch dass der Name sich vom „Egg and noggin“ ableitet, ist nur eine Fährte. Halten wir uns als eher an das Gesicherte: die Zubereitung.
Klassischer Weise wird dafür Eigelb mit Zucker aufgeschlagen. Wie bei einer Zabaione kommt nun der Alkohol dazu. Rum oder Cognac galten im 18. Jahrhundert als die noble Wahl. Bourbon war eher für die Hinterwäldler, so der eminente Cocktail-Historiker David Wondrich. Dann folgen noch Milch und Schlagobers – je nach Rezept entweder aufgeschlagen oder nicht. Montiert wird das ganze mit dem steig geschlagenen Eiweiß. Aber auch da gibt es unterschiedliche Ansichten. Geriebene Muskatnuss dient als abschließende Parfümierung und Garnitur auf dem gelblich-dicken Weihnachtsdrink.
Unsere Version allerdings schenkt sich den ganzen Ei-Zauber, bringt aber dennoch den Geschmack des Advents ins Glas. Denn man kann auch gleich mit Eierlikör beginnen. Womit der Egg Nogg auch gleich einen europäischen Touch bekommt. Und à la minute gemixt wird, wenn einem an kalten Abenden danach ist – oder ein Gäste-„Überfall“ ansteht. Und parallel zum geringeren Aufwand spart das Rezept von Lyre’s auch gleich beim Alkohol. Denn der Bourbon-Ersatz der australischen Alkoholfrei-Destillateure (hier schrieben wir mehr dazu) macht aus dem Drink einen „low ABV“-Cocktail, also eine alkoholreduzierte Variante: Statt 6 cl vom 40%-igen Bourbon kommt eben 0,0% zum Eierlikör. Kalorien spart das auch, daher gönnen wir uns Schokostreusel als Dekoration.
Easy Egg Nogg
(alkohol-reduziert)
Zutaten:
6 cl Lyre’s „American Malt“
12 cl Eierlikör
Bitterschokolade (70% Kakao-Anteil oder höher)
Zubereitung:
Die beiden Zutaten werden kombiniert, in dem man sie in einem Shaker kräftig schüttelt und so gut vermischt. Eis ist dazu nicht nötig. Der Cocktail wir bei Zimmertemperatur getrunken (im US-Original mitunter auch warm). Zum Abschluss wird noch etwas Schokoraspel als Garnitur auf die Drink-Oberfläche gerieben.
Diese Version lässt sich – wenn man den Ei-Zucker-Obers-Mix selbst anrührt – auch gänzlich alkoholfrei mit dem „American Malt“ zubereiten. Das wäre dann ein weiterer Tribut an den Advent in Neuengland. Denn dort steht traditionell auch immer eine Schale mit alkoholfreiem Egg Nogg für die Kinder bereit. Das Christkind kommt schließlich auch zu allen!
Bezugsquelle:
Lyre’s, „American Malt“ (alkoholfrei!) kostet EUR 25,90 (0,7 Liter-Flasche) im Web-Shop des Unternehmens, https://de.lyres.eu