Das macht mir persönlich ja richtig Freude: Was im privaten Kreis seit Jahren als Gesellschaftsspiel „Sauwein oder Schatz?“ gepflegt wird, bekommt nun sogar Business Modell-Qualitäten. Da muss es auch anders heißen, denn „Hidden Gem“ versteht man auch außerhalb von Österreich – und Herbert Rohrmair-Lewis denkt durchaus über den Verkosttisch hinaus. Angefangen hat das Wein-Start up aber genau so wie bei uns: „Der Spaß in privater Runde war eine Triebfeder für „Hidden Gem““. Dazu ärgert sich der Werbe-Fachmann (Agentur Lobster) und Weinfreund, wenn ein Herzblut-Produkt nur mehr zu Handelsware im Online-Handel degradiert wird, „bei dem dann alles nur über den Preis geht – wo bleibt der Genuss?“ Die logische Folge war die Firmengründung mit seinem Langzeit-Buddy Thomas Zimmerl und Jürgen Penzenleitner vom Großhandel „Weinturm“.
Nichts, so die Geschäftsidee, sollte vom puren Weingenuss ablenken, als Surplus gibt es dazu noch eine spielerische Komponente. Denn die Weine tragen ausser dem Hinweis „Hidden Gem“ und „Wein aus Österreich“ kaum verwertbare Hinweise, was sich in den Flaschen verbirgt. Einmal hat das Weingesetz bzw. die Bezeichnungsverordnung einen Sinn, denn beim Rätselwein muss auch keine Sorte angeführt werden, so man ihn als „Wein aus Österreich“ deklariert. Und genau die Rebsorte soll der Konsument erkennen. Gestartet wurde mit einem Sixpack aus heimischen Weiss- und Rotweinsorten. Was als leichte Übung gedacht sein könnte, erweist sich angesichts des üppigen Jahrgangs 2015 schon bei den weissen Abfüllungen (alias Hidden Gem Nr. 1 bis Nr.3) als keine einfache Sache. Aroma-Stark, leicht tropenfruchtig und irgendwo zwischen hochreifem Riesling und Chardonnay, etwa schillert der Nr.2 – oder war da doch die „schmeckerte“ Art eines Muskatellers?
Genau dieses Zurückgeworfensein auf die eigenen Sinne macht den Reiz der Kollektion aus, die sich vortrefflich als Exerzitien-Peitsche für G’scheiterl und Eh-alles-Kenner eignet. Doch statt Dritte schwitzen zu lassen, kann man sich auch selbst aus der Kost-Komfortzone beamen. Zweigelt mag ich nicht? Sauvignon stinkt immer? Weinviertel trinke ich nicht? Derlei Dogmen des Gaumens pulverisiert die Rätselwein-Sammlung locker. Ein großer Spaß also, der sich mit moderner Elektronik paart. Denn „aufgelöst“ wird die Chose online oder am Handy, per Klick oder Wisch läßt sich die eigener Wein-Weisheit mit den Abstimmungsergebnissen der „Community“ abgleichen. Und vor allem Nachschub ordern, denn bei den Roten (frei nach einem Filmtitel: Nr. 5 lebt, aber wie!) hat man etwa einen 2014er dabei, der hochwertigst ist. Aber mehr verraten wir nicht – schrauben Sie sich doch selbst ein Rätsel-Juwel auf!
Bezugsquelle:
Hidden Gem, das Sechs-Flaschen-Set kostet EUR 69,90, Einzelflaschen (je nach Inhalt unterschiedlich bepreist) gibt es um EUR 9,90 bis 12,90 pro Bouteille, alles bei www.hiddengem.at