Das Wetter war heiß im MuseumsQuartier (MQ). Und vielleicht war das ganz gut so. Denn die „Grüner Veltliner Gala“ des FALSTAFF gab ein Stimmungsbild über die aktuelle Situation bei Österreichs Parade-Sorte. Es ist geprägt von heißen Sommern und entsprechend werden die leichten und spritzigen Veltliner immer weniger. Durch die sommerliche Hitze fiel es aber umso mehr auf, wenn wo der Trinkfluss hoch war. Es ist bei erfreulich vielen der rund 40 Winzern der Fall, weshalb es auch einfach war, unsere Lieblinge in diesem Trinkprotokoll zu bündeln.
Der typischste Sortenvertreter bei Franz-Josef Gritsch, um in der Wachau zu beginnen, war vor Ort sein „Steinporz“ 2023. Golden Delicious pur, dazu Grapefruit! Als Hedonisten-Option allerdings empfehlen wir den „Ried Klaus“ aus dem gleichen Jahr. Wie eine Birnen-Vanille-Creme duftet der im Holzfass gereifte Veltliner vom Mauritiushof. Weingarten-Pfirsich, Papaya und Honigmelone ergänzen einen Duft, der wahrlich nicht mit Frucht geizt! Im Mund hingegen zeigt sich ein zart rauchiger Touch, der das Spiel der diversen Zitruszesten begleitet. Im Mittelteil kommt erneut Steinobst (hier: Nektarine) zum Durchbruch. Das Spiel aus pikanten, im Finale dann auch salzigen Noten, und der Großzügigkeit der Frucht gefällt bei diesem Wein bereits jetzt. Ein wirklich herrlicher Wein, bei dem die Lage beinahe über der Sorte steht – denn „Klaus“ gefällt beinahe immer.
Bei Josef Schmid aus dem Kremstal darf der „Grüne“ auch ins Fass, in diesem Fall sind es sogar kleine Fässer, die man aber mit einem speziellen Toasting erwarb, das anders als in der Bourgogne hierzulande selten verwendet wird: Légère Longue. Dem 2022er aus der Riede Frechau gibt das eine abgerundete Form, die sich im Duft ein wenig bitten lässt. Doch diese verhaltene Nase weicht bald einem Potpourri aus Mango, Guave, der Tropenblume Tiare und dahinter – als Erbteil der Fasslagerung – auch Vanille. Am Gaumen ist Schmids Wein zum Beissen dich. Man denkt an Orangenfruchtfleisch, die feine Zitrusnote des Veltliners führt auch ein Alzerl Zitronenmelisse weiter. Im Finish meldet sich auch Pfeffer und vor allem ist die säurige Mango im Hall auch wieder da. Wie würden sie am Wirtshaustisch zu diesem Stratzinger Weißen sagen? „A Mäuvoll Wein“!
Spannend in Punkto Raffinesse – und ihres Erhalts in Zeiten höherer Temperaturen – war auch das Gespräch mit Franz Prechtl. Der Zellerndorfer Winzer lässt seine Weine ausnahmslos „nicht entrappt“ (also als ganze Trauben) vergären. „So ist ein guter Vergleich möglich“, erläutert er beim Verkosten von klassischem Weinviertler Veltliner bis zu unserem Favoriten, der Reserve namens „Leitstall“ aus dem Jahrgang 2022. Sie reifte im Akazienfasss, die lange Hefe-Kontaktzeit samt Aufrühren ergibt eine zusätzliche Cremigkeit. Doch wir greifen vor. Denn erst einmal ist da die tropenfruchtige Nase, in der man fast schon an Lychees denkt. Mango ist auch da und ein fruchtsüßes Flirren, das sich mit dem Akazienfass ganz gut erklären lässt.
Prechtls Reserve bringt eine herrlich saftige Art mit, die erneut viel Frucht aufweist. Diesmal sind es aber Apfel und Grapefruit-Spalten, die man schmeckt. Die feine Säure und vor allem der Gerbstoff, der eben auch aus den Traubenkämmen kam, sorgt bei aller Kraft (14% vol.) des 2022ers für einen guten Widerpart. Sehr balanciert wirkt dieser Wein. Und das animierende „Bitterl“ am Schluss ist zugleich auch seine Lebensversicherung. Denn einen Wein wie diesen „Leitstall“ wird man auch in zehn, zwölf Jahren noch mit Genuss trinken!
Bezugsquellen:
Mauritiushof Gritsch, Grüner Veltliner „Ried Klaus“ 2023 wird um EUR 32,- z. B. beim Versandhandel Edelstoffe angeboten, www.edelstoffe.at
Weingut J. S. Schmid, Grüner Veltliner „Frechau“ 2021 ist um EUR 29,- ab Hof bzw. im E-Laden der Kremstaler zu haben, www.j-schmid.at
Weingut Prechtl, Grüner Veltliner Reserve „Leitstall“ 2022 kostet EUR 16,90 ab Hof bzw. im E-Shop des Winzers, https://prechtl.at/shop/70