Die Sekte von Schlumberger sind das, was man international als „household name“ bezeichnen würde. Alle kennen sie, auch jenen, die sie nicht trinken, sind die Schaumweine aus Wien-Heiligenstadt ein Begriff. Dass es abseits der österreichweit unübersehbaren Cuvées auch einen fabelhaften Chardonnay-Sekt gibt, ist zumindest bei uns jüngeren Datums. Im Stadtlokal, das man gegenüber der Wiener Staatsoper mit Gerstner, einem anderen Ex-Hoflieferanten der Habsburger, eröffnete, standen auch jene Sekte, die man sonst nicht an jeder Ecke bekommt. Darunter eben ein reinsortiger Chardonnay, der die Rundungen der Sorte in einen ebensolchen üppig ausgestatteten Sekt übersetzte: Bisquit-Teig statt Brioche im Duft, auf dem sich eine Lage Marillenmarmelade breit gemacht hat, so intensiv kommt der Schaumwein in der Nase. Mit etwas Luft wird es aber immer tropenfruchtiger, aus der Marille wird allmählich Mango. Auch am Gaumen greift der „Chardo“ in die Vollen – saftig und tropenfruchtig, dabei auch mit einem kräftigeren Alkohol, steckt er sein Territorium ab. Das ist kein schlank-säuerliches Kreislaufmittel für Frühstücker!
Im Gegenteil, die Mango-Aromatik ist da, auch ein wenig Butterbröseln, vor allem aber eine fruchtig-säurige Ananas-Note, die der Wucht des Chardonnay dann doch eine Leichtigkeit verleiht. Dennoch: Das ist ein kräftig-intensiver Sekt für Weinfreunde, die Sorte hat der Kellermeister perfekt freigelegt.
Während seither der Chardonnay-Sekt aus dem keineswegs kleinen Haus Schlumberger zu meinen Empfehlungen aus dem heimischen Schaumwein-Repertoire (das erfreulicher Weise nicht nur quantitativ immer noch wächst!) zählt, ist das zweite Glas komplett neu. Einen reinsortigen Grünen Veltliner aus dem – für Stillwein-Winzer nicht eben leichten – Jahrgang 2014 hat man ebenfalls parat. Die Aufmachung, nur um das auch zu erwähnen, ähnelt in seinem grün-goldenen Belle Epoque-Design dem Chardonnay.
Ansonsten sind die beiden Solo-Sekt-Sisters aber komplett verschieden. Statt der üppigen Duftnoten des Chardonnay bringt der „GV“-Sekt die sortentypischen Noten von gelbem Apfel und Zitrusfrüchten mit. Frisch geöffnet wirkt er sogar ein wenig salzig im Geruch, dazu kommen grüne Birnen, Kräuter und Heublumen – kurz: eine frische Melange an Eindrücken. Die deutliche Kohlensäure sorgt auch im Kostschluck für ordentlich Druck, aromatisch bringt der 2014er eine straffe, wieder zitronig unterlegte gelbfruchtigen Mix mit. Ein wenig Grapefruit hier, etwas unreife Honigmelone dort, vor allem aber wieder Golden Delicious-Apferl nehmen wir zur Kenntnis. Im Finish schließt ein nicht unangnehmes Bitterl diesen Spannungsbogen.
Fazit: Ein gelungenes Produkt, jahreszeitlich im Frühjahr und Sommer gut aufgehoben – und für Experimentierfreudige zu Gebackenem aus der Wiener Küche (etwa fetteren Backhenderl) eine echte Alternative zum Achterl Grünen Veltliner.
Bezugsquelle:
Schlumberger, „Chardonnay“ 2014 ist um EUR 13,99 erhältlich, der „Grüne Veltliner Brut“ 2014 um EUR 14,99, beide im Webshop der Traditionskellerei, www.schlumberger.at