In Teil Zwei der Nachlese zur Raritätenverkostung der STK-Winzer steht natürlich ebenfalls der Sauvignon Blanc als Sorte im Fokus. Wie bereits bei den ersten Empfehlungen aus den 96 gereichten Weinen (hier noch nachzulesen!) konzentrieren wir uns auf die aktuellen Jahrgänge, stehen aber nicht an, Bemerkenswertes aus dem Archiv anzuführen. Vielleicht weiß ja die/der eine Leser/in, wie man einen der Winzer hinter den erwähnten Traumweinen soooo lieb anschaut, auf dass er eine der letzten Raritäten verkauft.
Doch zurück zum Jahrgang 2021, der uns bei Christoph Neumeister eine der denkwürdigeren Kostnotizen des letzten Jahres bescherte. „Würze im Aquavit-Style“ steht da. Denn sein „Moarfeitl“ strotzt vor Kümmel und Cedratzitronen-Schalen. Das ganze toppt ein dunkler Rauch-Ton, der als echte Boden-Signatur zu erkennen ist, nach der sich die Winzervereinigung benannt hat. „T“ wie Terroir, Sie wissen schon!
Im Mund sorgen neben der saftigen Art dieses jungen Sauvignon Blancs seine überraschend reif wirkenden Sorten-Geschmäcker für Erstaunen. Maracuja vor allem stellt da das druckvoll ausgespielte Atout dar. Als Taktgeber erweist sich aber auch der Gerbstoff, den die Zunge in Form von einem Touch Grüner Nüsse wahrnimmt. Lange braucht man hier nicht mehr warten, um das erste Plateau dieses herausragenden Weißweins von Neumeister zu genießen. Kann man aber auch warten? Definitiv, denn dieser „Moarfeitl“ hat noch lange nicht alle seine Trümpfe ausgespielt.
Aber wir sind nicht beim Bauernschnapsen, sondern bei den Jahrgängen der Steiermark. Und hier zeigte sich – von Kennern ohnehin erwartet – auch die Qualität der 2019 geernteten Trauben. Etwa bei Hannes Gross, der mit seinem „Nussberg“ einen Sauvignon Blanc einschenkte, der mit Raucharomatik, Hollersekt, geröstete Nüsse und Sesam mit dem ätherischen Geruch einer geflämmten Orangenzeste zu verbinden wusste. Was als leicht widersprüchliche Eindrücke gelten könnte, zeigt schon beim ersten Schluck eine beachtliche Balance. Etwas Rauch zieht sich wie ein Faden durch das Geschmacksbild der Gross’schen Paradelage. Roter Paprika, zum würzig-lebendigen Pulver geworden, trägt neben dem Kern aus Tropenfrucht und der Zugänglichkeit dieses Weins zum stenographisch knapp gehaltenen Trinkprotokoll des „Nussberg“ 2019 bei: „Großes Kino“!
Eine Ausnahme erlaubte sich Wolfgang Maitz (kl. Foto links). Auch er hatte als aktuellen Jahrgang nicht 2021, sondern 2019 von seinen Rieden Schusterberg und Hochstermetzberg mitgebracht. Den reifen Weinen, unter denen der 2015 Hochstermetzberg (Passionsfrucht, feine Klinge, einfach am Punkt!) herausragte, wollte der Winzer „kühles Material“ entgegenstellen. Was Maitz damit meinte, zeigte ein erstes Schnuppern am 2019er: Geißblatt, kühler Rauch und ein Mix aus Birne und Bergmotte stand für die noble Eleganz dieses Hochstermetzbergs. Windbäckerei und hingetupfte Zitrusnoten ließen den Sauvignon Blanc aus Ratsch auch am Gaumen tänzerisch zart beginnen. Gelber Apfel, aber auch das nicht im Übermaß, schließt sich im Trinkverlauf an. Diese Eleganz führt auch im Finish zu einem engmaschigen und kühlen Eindruck, der nachgerade belebend wirkt. Die Frische des „alten“ Sauvignon-Stils, aber ohne jede Grasigkeit und Pikanz, ergibt hier einen ganz eigenen, aber herrlichen Wein.
Das kenntlichste Exemplar des mittlerweile zur Hauptsorte der Steiermark gereiften Sauvignon Blanc legte vielleicht Walter Frauwallner vor. Sein „Ried Buch“ 2021 vibriert vor wilder Würze, die edelsüßes Gewürzpaprika-Pulver ebenso evoziert wie frische Grüne Paprika. Auch auf der Fruchtseite ist mit purem Cassis-Duft Sortentypizität angesagt! Während einige 2021er der Probe noch eine Diskrepanz zwischen Duft und Geschmack zeigten, bringt Frauwallners Sauvignon auch im Mund die Dualität aus tiefer Johannesbeeren-Frucht und einem Mix gehackter Gartenkräuter mit.
Im Finale macht der aktuelle „Buch“ die Räume eng – es ist die einzige Phase, wo man die Jugend dieses Weißweins spürt. Doch wer ihm etwas Zeit – zwei Jahre sollten für das erste Genussplateau reichen – gönnt, hat hier einen der pursten Sortenvertreter des Jahrgangs im Glas. Schlanker als sonst und somit überraschend zugänglich zeigte sich auch der Chardonnay der Riede Buch, bei Frauwallner natürlich ganz steirisch Morillon genannt. Mit seiner offenen Art im Geruch bringt er süße und saure Noten zusammen – Zwergmandarine und Tropea-Zwiebel notierten wir uns.
Saftig und bereits sehr balanciert ist dieser 2021er, der Gerbstoff wie von Apfelschalen und Tiefgang wie Mandarinen-Spalten am Gaumen vereint. Richtig fein fanden wir den Touch „Bellini“-Pfirsich, der sich am mittleren Gaumen einstellte. Auch das Finale zeigt keine wuchtigen oder unharmonischen Seiten, auch das Holz hat dieser Jahrgang perfekt „weggesteckt“. Vielleicht der in seiner Frühphase schönste Morillon „Ried Buch“, seit wir diesen Wein kennen! Und somit ein würdiger Abschluss der STK-Tipps.
Bezugsquellen:
Weingut Neumeister, Sauvignon Blanc „Moarfeitl“ 2021 kostet EUR 42,- im Online-Store des Weinguts, www.neumeister.cc
Weingut Gross, Sauvignon Blanc „Ried Nussberg“ 2019 ist um EUR 55 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.gross.at/shop
Weingut Wolfgang Maitz, „Ried Hochstermetzberg“ 2019 kostet EUR 39,- ab Hof bzw. im Webshop des Winzers, www.maitz.co.at
Weingut Frauwallner, Sauvignon Blanc „Ried Buch“ 2021 kostet wie der Morillon „Ried Buch“ 2021 jeweils EUR 39,90 in allen Filialen von Wein& Co. bzw. deren Online-Shop, www.weinco.at