Dass Gin von den Botanicals – also aromagebenden Wurzeln, Rinden, Samen und Früchten – lebt, ist bekannt. Damit steigt aber die Erwartungshaltung gewaltig, wenn ein Gewürzhändler in die Gin-Produktion einsteigt. Der Grazer Manfred van den Berg hat es gewagt und stellt unter seinem Namen einen auffällig puristisch verpackten Brand vor. Klar, dass da besonders eifrig versucht wurde, beim Verkosten hinter die würzende Mischung zu kommen.
Alsdann: Neben einem wirklich deutlichen Wacholder-Duft, den längst nicht alle Gins so ausgeprägt besitzen, schleichen sich auch kräutrig-herbe Nuancen in die Nase. Ist das Estragon? Lorbeer? „Rosmarin“, lässt sich van den Berg nur eines der Botanicals entlocken, wie es bei den alchemistischen Mischungen seit jeher der Brauch ist. Ein bisserl Mysterium muss halt sein. Der Gewürz- als Geheimniskrämer.
Grapefruit machen wir jetzt noch aus und Pfirsichblüten. Im Mund fällt vor allem die Viskosität des 44%-igen Grazer Gins auf, das fühlt sich angenehm an. Geschmacklich kommt erst einmal der Wacholder, dann doch die Kraft des Alkohols, im Finale sind es eher Blüten-Aromen, die man wahrnimmt: Etwas Rose vielleicht, ganz am Ende dann sogar Kamille. Wobei, Ende ist relativ, denn der „Van den Berg“ hallt noch recht lange nach.
Obacht geben beim Tonic!
Punkto Mixability stellen wir schnell fest, dass ein süßes Tonic Water diese dezenten Noten killen würde. Die aktuell für Bartender wieder angebotenen „extra dry“-Varianten wären ideal, es lohnt sich für diesen Gin, etwas länger danach zu suchen. Der Grazer mit dem holländischen Namen (aus den Niederlanden kam auch „Gin-Opa“ Genever, ein gutes Omen!) ist nämlich keine weichgespülte Wacholder-Spirituose. Aber durchaus einer, dem man auch pur etwas abgewinnen kann; das Salz in der Gin-Suppe gleichsam, um es mit einem Gewürzhändler-Vergleich zu sagen.
Bezugsquelle:
Van den Berg, Dry Gin ist um EUR 28 (0,5 Liter-Flasche) im VDB-Shop in der Grazer Annenstraße erhältlich oder online über www.vdb.co.at